“Ich fühle mich jeden Tag glücklich, dass ich hier bin” – Interview mit deutschem “Findet Dorie”-Animator Markus Kranzler

Herr Kranzler, Sie haben als Deutscher das geschafft, was wohl viele (unserer Leser) träumen: Sie arbeiten für Disney-Pixar und haben auch an “Findet Dorie” gearbeitet, der vor Kurzem auf Blu-ray, DVD und als Download erschien. Was genau war Ihre Aufgabe bei der Produktion?

Die meisten Leute reagieren erstmal mit einem Stirnrunzeln, wenn ich erzähle, was ich bei dem Film gemacht habe. Ich war mitverantwortlich für die Wolken.
Bei einem Film, der sich um Meeresbewohner dreht, ist das natürlich eine verhältnismäßig überschaubare Aufgabe, aber da wir unsere Filme am Computer, quasi aus dem Nichts erstellen, müssen eben auch solche Details beachtet werden um eine möglichst glaubhafte Welt zu erschaffen.

Auf welche technischen Verbesserungen können wir uns seit “Findet Nemo” freuen? Was fällt bei der Fortsetzung am meisten ins Auge?

In den letzten Jahren hat sich wirklich sehr viel getan in der Technik. Sowohl in der Hardware aber noch mehr in der Software. Tatsächlich ist es sogar so, dass wir bei „Findet Dorie“ gleich mehrere neue Technologien verwendet haben, die wir bisher in noch keinem Film verwendet haben. Manches davon wird intern erst erfunden. Das hat natürlich so sein Tücken gehabt, aber zum Glück haben wir es geschafft die ganzen Probleme noch rechtzeitig zu bewältigen.
Um mal ein Beispiel zu nennen, in der Vergangenheit wurden viele Tricks verwendet, um ein Bild möglichst so aussehen zu lassen, als ob den physikalischen Gesetze von Licht folgen würde. Im Vergleich dazu könnte man behaupten, dass wir bei „Findet Dorie“ nun mit den physikalischen Gesetzen angefangen haben und diese dann teilweise etwas verbogen haben um ein bestimmtes Aussehen zu erzielen.
Allerdings spielt der Film erzählerisch nur ein gutes Jahr nach „Findet Nemo“, weswegen wir uns entschieden haben, beim Look von „Findet Dorie“, keinen allzu dramatischen Sprung zu machen.


Gab es große Schwierigkeiten bei der Animation des Films oder war das Team dank dem ersten Teil schon gut eingeübt und kannte die Unterwasserwelt?

Die kurze Antwort wäre wohl, dass man schon auf einiges an Erfahrung zurückgreifen konnte.
Da zwischen „Findet Nemo“ und „Findet Dorie“ doch schon etwa 13 Jahre vergangen sind und wie schon erwähnt, die Technologie aber auch das Team sich verändert haben, musste auch in diesem Fall trotzdem noch einiges an Recherche betrieben werden. Teilweise konnten wir dabei aber auf Material oder Erfahrungen von damals zurückgreifen, was es leichter gemacht hat. Ich glaube allerdings es gab dieses Mal weniger Kollegen, die ihren Tauchschein während dem Projekt gemacht haben.

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Dorie unternimmt eine große Reise im neuen Film. Ich nehme an, dass auch Sie eine große Reise hinter sich haben. Wie sind Sie zu Pixar gekommen, einfach war das sicher nicht?

Es hat in der Tat einige Jahre und auch etliche durchgearbeitete Nächte gekostet. Ganz zu schweigen von meinen Angehörigen, die vieles mit mir durchmachen mussten.
Allerdings hatte ich das große Glück, direkt nach dem Studium schon meinen großen Traum verwirklichen können. Und ich musste auch nur zwei Mal studieren um das sagen zu können.

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Angefangen habe ich mit 3D Animation als Hobby, wahrend meiner Zivildienstzeit. Danach habe ich Mathematik und angewandte Informatik an der THM Mittelhessen studiert, wo ich mich schon im zweiten Semester als Gasthörer in die Computergrafikvorlesung für Medieninformatiker aus höheren Semestern gesetzt habe. Dank meiner Mathematikkenntnisse konnte ich mir vieles technisch schnell selber beibringen, aber da ich jünger war und niemanden aus dem Studiengang kannte, musste ich außerhalb der Tutorien meine Projekte leider alleine bestreiten. Damals war ich angeblich der Erste, der komplette Nächte im Computerlabor verbracht hat. In meinen Praxissemestern habe ich dann meine ersten Professionellen Erfahrungen als Technical Director gesammelt, wo ich meine technischen und kreativen Adern ausleben konnte. Für meine Diplomarbeit haben wir tatsächlich ein Thema aus der komplexen Mathematik gefunden, dass ich aber anwendungsbezogen bei einer Münchner Visual Effects Firma entwickeln konnte. Nach meinem Abschluss bin ich dann noch an die Filmakademie Baden-Württemberg gegangen um Techncial Directing zu studieren. Durch das Studium in dieser recht einzigen Lernumgebung habe so viele wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Die Hauptursache dafür, dass ich jetzt bei meiner Traumfirma arbeiten darf ist aber sicherlich Glück. Zumindest fühle ich mich jeden Tag glücklich, dass ich hier bin.
Für diese Branche ist es weder der geradlinigste oder der ausschweifenste Werdegang, aber retrospektiv denke ich hat es sich wie eigentlich jede Reise im Leben, mehr als gelohnt.

Was bedeutet es für Sie, Teil dieses erfolgreichen Films zu sein?

Das ist schwer zu beschreiben. Natürlich bin ich sehr stolz auf den fertigen Film und auch meine Arbeit daran, aber viel mehr noch, auf das Team. Teil einer so großartigen Gruppe von Menschen zu sein und meine Freunde nennen zu dürfen ist für mich das unglaublichste Gefühl.

An welchem Projekt arbeiten Sie nach “Findet Dorie” als nächstes?

Im Moment arbeite ich an “Cars 3”, wo ich diesmal sogar in mehreren Abteilungen mitgewirkt habe. Die Ziellinie ist auch schon in Sicht. Auf das Resultat dürfen sich die deutschen Zuschauer dann im September freuen.

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“Findet Dorie” ist ab sofort auf Blu-ray 3D, Blu-ray und DVD sowie als Video on Demand erhältlich.

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