Kermit & Co.: Wie Jim Hensons Muppets zu Disney kamen

Im Mai 1990 hatte das TV-Special „The Muppets at Walt Disney World“ in den USA Premiere. Und Entschuldigung für den Spoiler : Es endete damit, dass Micky Maus die ganze Bande um Kermit den Frosch in der Disney Familie Willkommen hieß. Micky war da allerdings etwas voreiligen, wie sich bald herausstellen sollte. Denn bis die Muppets bei Disney einzogen – bis hin zum Start von “Muppets Haunted Mansion” auf Disney+ diese Woche – sollte noch etwas Zeit vergehen…

Wie kam’s dazu? Und warum gehören die Muppets überhaupt heute zu Disney?

Frank Oz Jim Henson Dave Goelz Richard Hunt John Lovelady Jerry Nelson and Eren Ozker in The Muppet Show
Jim Henson (Mitte) und seine Truppe an Muppets und ihren Performern

Die Muppets erobern die Welt

Muppet-Schöpfer Jim Henson begann in den 1950er Jahren damit, immer wieder mit Puppen im Fernsehen aufzutreten. Diese Puppen sollten sich zu den „Muppets“ entwickeln. 1969 revolutionierten Henson und sein Team die Welt des Kinderfernsehen mit der Premiere der „Sesamstraße“, mit der bis heute Kinder in der ganzen Welt groß werden. 

1976 begrüßte dann erstmal Kermit der Frosch das Publikum bei der „Muppet Show“: Die in England produzierte Sendung wurde über ihre 5 Staffeln hinweg weltweiten zum riesigen Erfolg. Die Show verband verrückte Sketche, Musiknummern und die liebenswerten Muppet-Figuren mit wöchentlichen Gaststars – darunter Elton John, Mark Hamill, Julie Andrews und Steve Martin.

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In Deutschland waren die Muppets ebenso erfolgreich, was sogar zu heute etwas bizarr-anmutenden Auftritten in ZDF-Samstagabendshows führte.

Die Muppets brachten ab 1979 schließlich ihre verrückten Abenteuer auch auf die Kinoleinwand. Ihr Schöpfer Jim Henson arbeitete derweil verstärkt an zusätzlichen Projekten, wie an den Filmen „Der dunkle Kristall“ und „Labyrinth“ oder der TV-Serie „Die Fragles“. Sein Studio war gewachsen. Dabei kam Henson die eigene Kreativität immer stärker zu kurz. Stattdessen musste er sich um Budgets, Vertrieb und Management seines Unternehmens kümmern. Gleichzeitig machte er sich Gedanken, was aus seinen Schöpfungen nach seinem Tod werden würde. Wer könnte dieses Erbe würdig weitertragen?

Muppets Disney Studios
Miss Piggy, Micky Maus, Michael Eisner, Jim Henson und Kermit der Frosch in den Disney-MGM Studios, Walt Disney World

Jim Henson geht auf Disney zu

Für Jim Henson war klar, dass mehr als irgendein anderes Studio Disney wusste, wie man Figuren über Jahrzehnte in der Öffentlichkeit frisch und bekannt hielt: von Micky über Donald hin zu Schneewittchen und Pinocchio. Im Frühjahr 1989 wandte sich Jim Henson also an Disney-Chef Michael Eisner. 

Eisner war gemeinsam mit Frank Wells seit knapp fünf Jahren an der Spitze von Disney. In dieser Zeit hatten sie das Unternehmen mit neuem Leben gefüllt, waren gerade dabei einen dritten Park in Florida zu eröffnen und standen mit „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ kurz vor der Renaissance der Disney Trickfilme. Henson kannte Eisner aus dessen Zeit beim amerikanischen TV-Sender ABC. In den 70ern war dieser mit dafür verantwortlich, die „Muppet Show“ ins US-Fernsehen zu bringen. Beide Männer schätzten sich.

Eisner zeigte sich begeistert, die Muppets in die Disney Familie zu holen. Man dachte an Kino, Fernsehen und Attraktionen. Außerdem würde Disney von Henson’s Kreativität für neue, gemeinsame Projekte profitieren. Per Handschlag besiegelten beide ihre Absicht, die Muppets zu Disney zu bringen. Ende August 1989 verkündigte man öffentlich die Zusammenarbeit – nur der offizielle Vertrag fehlte noch.

Die Verhandlungen dazu erwiesen sich als langwieriger, komplizierter und kräftezehrender als Jim Henson erwartet hatte. Zu all den offenen Fragen rund um die Muppets kam die häufig anstrengende Persönlichkeit von Disney’s Studio-Chef Jeffrey Katzenberg hinzu. Als echter Knackpunkt und großes Ärgernis für Henson erwies sich jedoch Disney’s immer wieder geäußerte Interesse, auch die Rechte an der „Sesamstraße“ zu erwerben. Henson wollte beides strikt getrennt halten. Die „Sesamstraße“ war zudem ein Joint-Venture mit der Non-Profit-Organisation Children’s Television Workshop. Die Rechte an der Serie und den Figuren standen daher für Henson außer Frage.

“Die Muppets gehen nach Walt Disney World”

Trotz dieser Hindernisse gingen die Verhandlungen weiter. Niemand schien ernsthaft davon auszugehen, dass die Muppets nicht bald der Disney Familie angehören würden. So begannen bereits im Herbst 1989 die Arbeiten an zahlreichen Muppet-Projekten für Disney. Henson war besonders davon begeistert, seine Schöpfungen in die Disney Parks zu bringen – und Disney war gleichermaßen daran interessiert, für Kermit und Gang ein zu Hause in Walt Disney World und Disneyland zu schaffen. 

Für die gerade erst im Mai 1989 eröffneten Disney-MGM Studios in Florida sollte ein ganzes Muppet Land entstehen mit The Great Muppet Movie Ride als dessen Herzstück. Schnell begann die Produktion an MuppetVision 3D – der einzigen Muppet-Attraktion, die es dann tatsächlich in die Parks schaffen sollte. 

MuppetVision 3D Concept
Eine Konzeptzeichnung für Muppet Vision 3D

Für Kalifornien schmiedete man große Werbe-Pläne: Die Muppets hätten für das Jahr 1991 von Micky und seinen Freunden die Schlüssel zu Disneyland bekommen sollen. Bei dieser als Muppetland geplanten Aktion hätten Muppet-Figuren verschiedene Rollen in klassischen Attraktionen wie it’s a small world oder Pirates of the Caribbean übernommen – und das Matterhorn sollte in Kermit-Grün erstrahlen. Auch MuppetVision 3D war für Disneyland in Planung, entweder in einem neuen Theater in ToonTown oder im Main Street Opera House. Dies hätte allerdings Great Moments with Mr. Lincoln heimatlos gemacht, was bei vielen Disneyland-Fans auf lautstarken Widerstand stieß. Schließlich kam MuppetVision 3D erst 2001 mit der Eröffnung von Disney’s California Adventure nach Kalifornien.

Jim Henson stirbt, der Deal platzt – vorerst…

Wenige Tage nach der Ausstrahlung von „The Muppets at Walt Disney World“ starb Jim Henson plötzlich am 16. Mai 1990. Er wurde nur 53 Jahre alt. 

Damit endeten vorerst die Bemühungen, die Muppets bei Disney einzugliedern. Jim Henson’s Familie war wenig davon angetan, das Erbe ihres Vaters der Walt Disney Company anzuvertrauen. Ein völliger Bruch zwischen Disney und den Hensons war dies jedoch nicht: Zwar blieben viele Projekte – gerade auch für die Parks – auf der Strecke. Doch im Verlauf der 1990er kam es zu zahlreichen Ko-Produktionen, wie die zwei Filme „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ und „Die Muppets Schatzinsel“ und TV-Serien wie „Die Dinos“ und „Der Bär im großen blauen Haus“. 1996 brachte ABC – der Sender, der mittlerweile zum Disney-Konzern gehörte – mit „Muppets Tonight“ Kermit und Co. für 22 Folgen zurück ins Fernsehen.  

Im Jahr 2000 verkauften Jim Henson’s Kinder die komplette Jim Henson Company an das in München ansässige Medienunternehmen EM.TV – übrigens einschließlich der Rechte an der „Sesamstraße“. EM.TV war in den 1990ern mit der Produktion und dem Vertrieb von Kinder-Unterhaltungsprogrammen zu einem der Großen in der Medienbranche aufgestiegen. 680 Millionen US-Dollar brachte der Verkauf des Studios den Hensons ein. 

EM.TV hatte sich allerdings mit einer Reihe von Zukäufen – darunter Vermarktungsrechte an der Formel 1 – sehr schnell übernommen. Das Unternehmen geriet in massive finanzielle Schwierigkeiten. 2004 kauften die Hensons ihre Company für gerade mal 89 Millionen Dollar zurück. EM.TV selber musste neu-organisiert werden. Heute trägt das Unternehmen den Namen Sport1 Medien AG und hat sich auf die Vermarktung von Sportereignissen spezialisiert.

Im selben Jahr brachten die Hensons schließlich den Deal mit Disney zu Ende, den ihr Vater bereits 15 Jahre vorher angedacht hatte: 2004 übernahm Disney die Muppets sowie alle Rechte an „Bär im großen blauen Haus“. 

Seitdem sind Kermit, Miss Piggy und Fozzie Bär Teil der Disney Familie. Zuerst tauchten sie in einer Reihe von TV-Specials und Fernsehfilmen auf. 2007 brachten Disney’s Imagineers das Muppet Mobile Lab mit den Figuren von Dr. Honigtau Bunsenbrenner und Beeker nach Epcot und Hong Kong Disneyland. Seit 2009 leben die Muppets ihren liebenswerten Wahnsinn immer wieder in YouTube-Videos aus.

Mit „Die Muppets“ feierte die Bande 2011 ein erfolgreiches Kino-Comeback. Ihr nächstes Leinwand-Abenteuer „Muppets Most Wanted“ blieb allerdings hinter den gesteckten Erwartungen zurück. Ähnlich erging es 2015 auch dem TV-Comeback mit gleichem Namen „Die Muppets“, das nach einer Staffel wieder eingestellt wurde. Erfolgreicher entwickelte sich hingegen der 2018 gestartete Reboot der „Muppet Babies“-Trickserie. 

Mit Disney+ ergeben sich nun für die Muppets neue Möglichkeiten: „Und jetzt die Muppets“ („Muppets Now“) war 2020 die erste, für die Streaming-Plattform produzierte Show. Eine weitere Serie unter dem Titel „Muppets Live Another Day“ war in Vorbereitung, die Arbeiten hierzu wurden allerdings wieder eingestellt. Nun kehren die Muppets in ihrem allerersten Halloween-Special namens „Muppets Haunted Mansion“ auf Disney+ zurück:

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Wie sich die Muppets sonst in der Disney Familie weiter entwickeln werden, ist unklar. Sicher: die Figuren sind zwar liebenswert und extrem humorvoll, sprechen aber heute nicht die Massen an wie die Marvel-Heldinnen und -Helden oder die Charaktere des Star Wars Universum. Doch Streaming-Dienste haben gezeigt, dass sie auch eine sehr Spitze Zielgruppe ansprechen können – und dort Figuren und ihre Geschichten eigene Erfolge feiern können. 

Und wenn Kermit, Miss Piggy, Gonzo und all die anderen eines in all den Jahrzehnten bewiesen haben: Sie kehren immer wieder zurück, um Menschen zum Lachen zu bringen.

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