Vom drohenden Bankrott zum Welterfolg: Disneys Cinderella Story (1950)

Nach dem zweiten Weltkrieg standen die Walt Disney Studios vor dem finanziellen Ruin. Dank Disneys Risikobereitschaft entschieden sie sich dennoch für die Produktion einer märchenhaften Geschichte und Cinderella verhalf dem Unternehmen zu weltweitem Erfolg, der selbst heute noch spürbar ist.

Cinderellas gute Fee
Die gute Fee scheint nicht nur für Cinderella Wunder gewirkt zu haben © Disney

Cinderellas erster Auftritt bei Disney

1921 und 1923 entstanden in Walt Disneys Laugh-O-Gram Studio verschiedene Cartoons, die im lokalen Newman Theater in Kansas City, Missouri gezeigt wurden. 1922 produzierte dieses Studio bereits einen Kurzfilm, der an das bekannte Märchen von Charles Perrault angelehnt war.

Walt Disneys erste Version von Cinderella

Auf dem Studiogebäude wurde übrigens noch eine ganz andere Idee geboren: Disney soll sich hier dank einiger Futterspenden mit ein paar Mäuse angefreundet haben. Eines der kleinen Tiere schloss er dabei ganz besonders in sein Herz und hielt es auf Papier fest. Aus dieser Zeichnung entstand kein geringer Charakter als Micky Maus selbst.

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Ein Kurzfilm wird zum Disney Spielfilmklassiker

Einige Jahre später widmete sich Disney erneut der Geschichte von Cinderella. 1933 sollte sie eigentlich als Teil der Zeichentrickreihe Silly Simphonies aufgegriffen werden, passt aber letztendlich doch nicht in das Konzept. Stattdessen wurde 1948 beschlossen, dem jungen Mädchen ihren eignen Film zu widmen.

Original Poster zu Walt Disney's Cinderella
Cinderella sollte nun doch zu einem Spielfilm werden © Disney

Dieses Projekt gilt bis heute als Walt Disneys größtes Risiko, da die Walt Disney Studios seit Schneewittchen, Pinocchio und Fantasia keine weiteren finanziellen Erfolge verbuchen vermochten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich ein Schuldenberg von 4 Millionen Dollar angehäuft. Es drohte das Ende der Disney Animation. Doch Disney ließ sich nicht beirren. Innerhalb der folgenden Jahre kreierte das Team über 350 Varianten des Originals, bis sie die perfekte Version gefunden hatten, um Cinderellas Erzählung auf die Leinwand zu bringen.

Cendrillon, Aschenputtel und Cinderella

Ursprünglich geht die Erzählung des Mädchens mit der problematischen Stieffamilie auf den italienischen Schriftsteller Giambattista Basile zurück. 1697 veröffentlichte der Franzose Charles Perrault anhand dieser Vorlage Cendrillon ou La petite pantoufle de verre (auf Deutsch: Cendrillon oder Das gläserne Pantöffelchen). Kernelemente wie die böse Stiefmutter und die bösen Stiefschwestern, die gute Fee, die Verwandlung des Kürbisses in eine Kutsche sowie die Schuhe aus Glas sind mit Disneys Umsetzung identisch. Der einzige größere Unterschied: In Perraults Fassung erstreckt sich der königliche Ball über mehrere Abende.

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Cinderella und der Glasschuh
Fun fact: Im Disneyfilm trägt Cinderella Schuhgröße 34 © Disney

Deutlichere Unterschiede sind – sowohl beim französischen Text als auch beim Disneyfilm – im Vergleich zu der grimmschen Version des Märchens aus dem Jahre 1812 erkennbar. Im deutschsprachigen Raum ist Cinderella meist eher unter dem Namen Aschenputtel bekannt. Die Gebrüder Grimm fügten neue Elemente hinzu und ersetzen zum Beispiel die gute Fee. Aschenputtels Wünsche werden stattdessen von einem Baum auf dem Grab ihrer Mutter und magischen Tauben erfüllt. Der Prinz gelangt an ihren Schuh, indem er die Treppe zum Schloss mit Pech bestreichen lässt. Und was wäre eine Erzählung der Brüder ohne abschreckende Elemente? Aschenputtels Stiefschwestern schneiden sich in ihrer Version den Zeh beziehungsweise ihre Ferse mit einem Messer ab, um in den gläsernen Schuh zu passen. Am Ende der Erzählung picken Aschenputtels Taubenfreude ihnen sogar beide Augen aus.

Lady Tremaine und ihre Töchter Anastasia und Drizella
Bei den Gebrüder Grimm fällt das Schicksal der Stiefschwestern weniger freundlich aus © Disney

Cinderellas Freunde machen sich einen Namen

Im Rahmen des kreativen Prozesses wurden zahlreiche Ideen entwickelt, aber auch wieder verworfen. So wurde die Rolle des Prinzen immer weiter gekürzt. Eventuell wurde ihm aus diesem Grund nie ein offizieller Name verliehen. Ebenso wie The Prince aus Schneewittchen, wird er wohl immer nur Prince Charming bleiben.

Cinderella und ihr Märchenprinz
Ein märchenhafter Prinz ohne vollständigen Namen © Disney

Dafür haben Cinderellas tierische Freunde mehr Glück. Neben Stars wie Jaq, Gus (Fun Fact: Gus vollständiger Name lautet Octavious.), Suzy und Perla wurden auch Nebendarstellermäuse wie Mert, Bert, Luke und Blossom benannt. Zu Cinderellas Schaar an hilfsbereiten Tieren hätte um ein Haar auch eine Hausschildkröte gehört.

Mäuse und Schildkröte Clarissa helfen Aschenputtel
Die Schildkröte Clarissa ist in der finalen Version leider nicht zu sehen © Disney

Ein Meisterwerk der Nine Old Men

Der gesamte Film wurde aufgrund der prekären finanziellen Situation zunächst rund zwei Jahre lang als Live-Action Version aufgenommen. Dieses Material diente später als Vorlage für die Animation. Die Bilder wurden quasi „übermalt“ und dabei ein wenig angepasst. Auch das Layout und die Filmschnitte wurden anhand dieser Vorlage beeinflusst. Die Umsetzung als Animation nahm etwa sechs Monate in Anspruch.

Cinderella Live Action Vorlage
Die Animation wurde anhand einer Live-Action-Vorlage erstellt © Disney

Cinderella ist einer der ersten Disneyfilme, der von Walts Nine Old Men (seinem Kernteam von Zeichentrick-Legenden) umgesetzt wurde. Eric Larson und Marc Davis waren zum Beispiel für die Animation der Prinzessin verantwortlich. Frank Thomas, der zuvor eher liebenswerte Figuren wie Bambi, Pinocchio der die Sieben Zwerge zum Leben erweckt hatte, war nun für einen Bösewicht zuständig: Lady Tremaine. Passenderweise sollte Ollie Johnston, sein bester Freund und enger Kollege bei zahlreichen Filmen, die Stiefschwestern Anastasia und Drizella übernehmen.

Walt Disneys Lieblingsszene soll der Moment sein, in der Cinderella von der guten Fee ihr prunkvolles Ballkleid erhält. Diese Transformation war für ihn etwas Besonderes, da das Mädchen aus einer einfachen Familie nun zu der Prinzessin wird, die sie von Anfang an bestimmt war zu sein. Cinderella sei außerdem seine Lieblingsprinzessin gewesen, eventuell wegen seiner eigenen schweren Verhältnisse in der Kindheit.

Wenn die Stimme passt…

Nun galt es, die passenden Stimmen für die erschaffenen Charaktere zu finden. Für Cinderella sprachen insgesamt über 380 Schauspielerinnen vor. Doch keine von ihnen erhielt die Rolle. Stattdessen wurde Ilene Woods die Ehre zuteil. Eigentlich wollte sie nur ihren Freunden Mack David und Jerry Livingston einen Gefallen tun, die an der Musik für den Spielfilm arbeiteten. Als Walt Disney ihre Stimme in den Demo-Aufnahmen hörte, wusste er, dass er seine märchenhafte Prinzessinnenstimme gefunden hatte. Dies ist äußert ungewöhnlich, da die Demo-Versionen normalerweise nur als Beispiel für andere Vorsprechen dienen.

Ilene Woods über ihre Arbeit an Cinderella

Aber auch andere Synchronsprecher haben eine spannende Geschichte. Bereits zu Beginn lauschen die Zuschauer der Erzählerin Betty Lou Gerson, die im Laufe der Zeit auch Cruella De Vile ihre Stimme leiht. Verna Felton, die gute Fee, war vorher bereits als eine entnervte Elefantendame in Dumbo zu hören und wurde später unter anderem zur Herzkönigin in Alice im Wunderland. Lady Tremaines Stimme dürfte besonders den Fans von Disneybösewichten bekannt vorkommen, da Eleanor Audley auch Maleficent zum Leben erweckt. Im Disneyland begegnet sie den Gästen in der Haunted Mansion als Madame Leota.

Die Schurken Malefiz und Lady Tremaine werden von Eleanor Audley gesprochen
Zwei Disneybösewichte, eine Stimme © Disney

Ein Erfolg auf ganzer Linie

Am 15. Februar 1950 ist es soweit, Cinderella kommt in die Kinos. Die 74-minütige Geschichte wurde trotz aller Bedenken zu einem der erfolgreichsten Filmen des Jahres und ist seit Bambi Disneys erfolgreichste Erscheinung. Der Klassiker brachte dank der hohen Einnahmen ebenfalls die Konstruktion des Disneylands in Kalifornien in Gang.

Mack David, Jerry Livingston, und Al Hoffman (die kreativen Köpfe hinter dem Nichtgeburtstag Lied aus Alice im Wunderland) machten die Musik zu einem essentiellen Teil des Films. Es war das erste Mal, dass Disney die Filmmusik unter einem eigenen Label veröffentlichte, da die Mitwirkenden von dem Hitpotenzial der Lieder ausgingen. Das Album hielt sich tatsächlich für ein Jahr lang auf Platz 1 und Cinderella wurde in der Kategorie „Beste Filmmusik“ sogar für einen Academy Award nominiert.

Auch heute zählen die Lieder aus Cidnerella zu beliebten Klassikern

Im Dezember 2018 wird dem Disney Klassiker (neben Steamboat Willie, Fantasia, Schneewittchen und die Sieben Zwerge und weiteren Disneyproduktionen) eine besondere Ehre zuteil: Er wird in die National Film Registry aufgenommen, einem Verzeichnis prestigeträchtiger Filmtitel mit einem besonderen kulturellen, historischen oder ästhetischen Wert, deren Erhalt gesichert werden müsse. Dieses besondere Ereignis wurde gebührend mit einem VIP Ball mit der Prinzessin persönlich gefeiert.

Cinderella sichert sich im Verlauf der Zeit ihren Platz im Herzen der Disneyfans. Fortsetzungen wie Cinderella 2 – Träume werden wahr aus dem Jahr 2002 und Cinderella 3 – Wahre Liebe siegt von 2007 spinnen die Geschichte nach der Hochzeit weiter oder wagen einen Blick in einen alternativen Verlauf der Ereignisse. 2015 gesellt sich ein Live-Action Remake des Meisterwerks dazu. In den Twisted Tales, einer Sammlung von alternativen Realitäten bekannter Disneyerzählungen, widmet sich auch Autorin Elizabeth Lim der bekannten Erzählung der Prinzessin.

In den Disneyparks ist die Prinzessin ebenfalls prägnant vertreten. Im Magic Kingdom in Orlando sowie im Tokyo Disneyland ist ihr Schloss das Herzstück des Parks. Die Imagineers ließen sich für das Design von europäischen Schlössern (unter anderem dem Schloss Neuschwanstein im bayrischen Allgäu), aber auch dem ursprünglichen Design aus dem Film inspirieren. Der Chefdesigner Herb Ryman arbeitete vorher bereits an der Umsetzung des Sleeping Beauty Castles im Disneyland in Anaheim.

Obwohl beide Schlösser in Orlando und Tokio äußerlich identisch sind, erwartet die Gäste im Inneren jeweils eine andere Überraschung: Im Magic Kingdom können sie in Cinderella’s Royal Table ein Essen gemeinsam mit ihren Lieblingsprinzessinnen erleben. Mit einer gewaltigen Prise Glück gewinnen sie seit 2007 sogar eine Übernachtung in einem ganz speziellen Zimmer des Schlosses. Tokyo Disneyland hingegen ermöglicht einen Einblick in Cinderella’s Fairy Tale Hall. Von 2003 bis 2008 existierte eine Show mit dem Namen Cinderellabration, die vor beiden Schlössern aufgeführt wurde.

Das ist bei weitem nicht alles. Neben Attraktionen wie dem Prince Charming Regal Carrousel oder der Bibbidi Bobbidi Boutique ist eine umfangreiche Merchandise-Kollektion vertreten, die stets erweitert wird. Auch Snacks in den Disneyparks sind öfter nach dem Disneyklassiker thematisiert. Eine Braut kann bei ihrer Hochzeit ihren ganz eigenen Cinderella-Moment erleben, um sich (gegen entsprechende Bezahlung) einen Traum zu erfüllen.

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Cinderella ist aktuell auf DVD und Blu-ray als Teil der Disney Classics Collection (Affiliate Link) im Handel erhältlich. Wenn ihr nun mehr über die Disney Prinzessinnen wissen wollt, dann empfehlen wir euch unseren Artikel zur Entstehungsgeschichte von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“.

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4 Antworten auf „Vom drohenden Bankrott zum Welterfolg: Disneys Cinderella Story (1950)“

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