Interview mit Disney-Veteran Eric Goldberg – „Ich bin der alte Großvater!“

Bevor wir mit dem Interview beginnen, möchte ich Ihnen zu diesem wunderschönen Film gratulieren.

Vielen Dank im Namen von uns allen, die daran gearbeitet haben!


Auf den ersten Blick ist es überraschend, Ihren Namen im Abspann von “Vaiana” zu sehen, einem 3D-animierten CGI Film. Was war Ihre Aufgabe in diesem Film?

Ich hatte die wundervolle Aufgabe, an einem handgezeichneten Charakter in einem CG-Film zu arbeiten. Ich war der Animation Supervisor für sämtliche handgezeichnete Animation und ich hatte andere Animatoren, die mit mir gearbeitet haben wie Mark Henn und Randy Haycock. Immer, wenn handgezeichnete Animation gebraucht wurde, habe ich mein Auge darauf geworfen und ich habe auch einiges selbser animiert.

Ist es ein Unterschied, Tattoos auf einem 3D-Körper zu animieren im Vergleich zu herkömmlicher 2D Animation?

Ich denke, was viele Leute, vielleicht nicht verstehen, ist die Technik, wie die Tattoos auf CG-Mauis Körper gelegt werden. Wir haben sie nicht auf seinem Körper in drei Dimensionen gezeichnet. Was tatsächlich gemacht wurde, ist, sie haben Regionen erstellt, die Bereiche auf CG-Mauis Körper repräsentieren, seine Brust, Schulter, seinen Bizeps und so weiter. Wir haben animiert, wie wir immer animiert haben: flach, auf Papier. In derselben Weise als wären die Charaktere auf einem flachen Hintergrund. Unsere Animation wird dann genommen und auf das 3D-Model gelegt. Der Grund, warum die “Heirat” so gut funktioniert, ist, dass wir nicht versuchen, eine passende Kurve auf Mini-Maui zu Mauis Brust zu zeichnen. In anderen Worten: Wir zeichnen ihn in normalen Proportionen und die tatsächlichen Kurven entstehen dann, wenn sie die Animation auf CG-Maui legen.


War die Szene “Voll gerne” eine große Herausforderung für Sie? Das Ergebnis sieht einfach unglaublich aus. Die Kombination aus 2D und 3D Elementen gegen Ende des Liedes ist eine der schönsten Szenen, die ich jemals gesehen habe.

Jeder Film hat seine kreativen Herausforderungen. Ich liebe es, zu Musik zu animieren. Ich habe es immer geliebt, zu Musik zu animieren. Das war so ein tolles, jazziges Stück, Dwayne Johnson hat das toll gemacht. Es ist wahrscheinlich meine Lieblingsszene aus dem ganzen Film.
Gab es Herausforderungen? Sicherlich! Eine davon war, dass während wir die Szene animierten, unser Production Designer, Ian Gooding, entschieden hat, dass einiges Handgezeichnetes wie bemalte Teppiche aussehen sollten wie die, die sie auf den polynesischen Inseln gefunden haben. Das ist eine Art gepresste Rinde, auf der sie malen. Wir mussten also einen Weg finden, unsere Animation wie bemalte Rinden-Teppiche aussehen zu lassen, was ein großer technischer Aufwand war bis es funktionierte. Und ich muss mich bei unserer Lead Cleanup Artist Rachel Bib bedanken, die eine Technik beziehungsweise ein Programm, das wir entwickelt haben namens “Meander”, benutzte, um mit Texturen zu zeichnen und sie durch mehrere Frames zu zeichnen. Es wurde bereits sehr erfolgreich für “Paperman” und “Liebe geht durch den Magen” (“Feast”) verwendet. Diese Technik und ihr Schöpfer Brian Whited haben gerade erst einen technischen Academy Award gewonnen und wir sind alle sehr stolz darauf.

Sie haben mit vielen, beliebten Disney-Charakteren gearbeitet – haben Sie eine Lieblingsfigur?

Das ist, wie sich für sein Lieblingskind zu entscheiden, aber… [lacht] Aber wenn ich eine auswählen MÜSSTE, würde ich mich wahrscheinlich für Dschinni entscheiden.


Ist es ein großer Unterschied, an Park-Attraktionen wie die “Drei Caballeros”-Bootstour für EPCOT in Walt Disney World zu arbeiten?

Wow, ihr kennt meinen Lebenslauf! Klasse, ich bin beeindruckt! [lacht]
Jeder einzelne dieser Jobs hat seine eigene Parameter und Herausforderungen. Für den drei Caballeros Ride mussten wir jede Szene perfekt timen, denn während die Boote vorbei fahren, schauen die Leute auf all die Bildschirme. Es gab aber auch andere Herausforderungen. Wie benutzen wir Farbe, wie animieren wir die Charaktere erfolgreich, dass sie genau so aussehen wie sie 1944 aussahen? Es hat seine eigenen Herausforderungen.
Der schönste Teil an einem Projekt wie diesem, so einer Park Attraktion ist, du besuchst alte Freunde. Ich liebe es, die klassischen Charaktere zu animieren! Wenn wir an unseren aktuellen Filmen arbeiten, erschaffen wir komplett neue Charaktere. Diese Charaktere benötigen viel Arbeit von den Autoren, Animatoren, Künstlern, Regisseuren, etc. Du steckst so sehr in dem Erschaffungsprozess dieser Figur und hoffst, dass die Leute sich mit ihr verbunden fühlen werden. Bei den klassischen Charakteren ist die Herausforderung nicht, wie die Charaktere aussehen sondern dass sie sich bewegen wie sie sich bewegen sollten und wie sie sich immer bewegt haben.

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Was hat Sie motiviert, der angesehene Animator zu werden, der Sie heute sind?

Was mich motiviert hat? Oh mein Gott! [lacht]
Seit ich ein kleiner Junge war, war ich von der Animation fasziniert. In der Mitte der 50er wurden die Cartoons aus den Kinos das erste Mal im Fernsehen gezeigt und ich habe sie wortwörtlich verschlungen. Es waren die Walt Disney Sendungen wie der Mickey Mouse Club oder die Disneyland Show, wo tonnenweise Animation gezeigt wurde. Ich habe mich dem gegenüber immer verpflichtet gefühlt. Als ich vier war, wusste ich, ich viel Animator werden! Ich denke, es liegt daran, dass die Cartoons das Leben so sehr lieben und es genießen. Ich hatte das Verlangen, dies für andere Menschen zu erschaffen, die meine Arbeit sehen würden, so wie ich damals auch fasziniert wurde.


Vor einigen Wochen haben wir den deutschen Animator Jacob Frey interviewt, der ebenfalls an Moana gearbeitet hat. Er sagte uns damals, die Studios wären wie eine große Familie. Was ist Ihre Rolle in dieser Familie?

[In verstellter Stimme] Ich bin der alte Großvater! [lacht]
Der Familien-Vergleich ist sehr, sehr passend. Aufgrund meiner Geschichte mit dem Studio und Erfahrung in der Animation bin ich so etwas wie der alte Guru [lacht]. Ab und zu kommt jemand vorbei und fragt nach Rat. Für meine Generation waren die Gurus diejenigen, die das Medium der Animation erschaffen haben wie Frank Thomas, Ollie Johnston, Milt Kahl, Freddie Moore. Und auch wenn ich nicht die Chance gehabt habe, sie alle kennenzulernen oder mit ihnen zu arbeiten, hatte ich die Gelegenheit, viele von ihnen zu treffen. Einfach nur die Möglichkeit, sich mit ihnen zu unterhalten, war toll. Ich sage nicht, dass ich mich selbst in dieser Position für die heutige Generation sehe, aber was ich sage ist, dass sich viele der heutigen Animatoren liebevoll an die Filme der 90er erinnern, an denen meine Kollegen und ich gearbeitet haben. Es hat auf jeden Fall einen Einfluss auf sie.


Sehen Sie eine Zukunft für traditionelle Animation oder wird diese Technik exklusiv für Kurzfilme und das Fernsehen verwendet werden? Welche Rolle spielt 2D aktuell bei Disney?

Okay, ich habe keine Kristallkugel, ich weiß wirklich nicht, wie wir mit handgezeichneter Animation weitermachen werden. Ich sage jedoch: Das Studio wird weiter fortfahren, Animation einzubinden. Sie geben es nicht auf! Ich weiß nicht, ob wir in den nächsten Jahren einen komplett traditionell animierten Film der Studios sehen werden, das ist schwer zu sagen. Aber sie wissen, dass sie Leute hier haben, die dazu in der Lage sind. Und es ist immer schön, wenn man interessante Wege findet, dies in die heutigen Filme einzubinden.


An welchem Projekt arbeiten Sie als nächstes bzw. aktuell?

Im Moment arbeite ich an etwas für unser “Creative Legacy Department”. Dieser Bereich kümmert sich um unsere klassischen Charaktere, wenn sie neue Animation benötigen. Ich und meine Kollegen animieren momentan einige klassische Disney Charaktere für eine Projektionsshow [namens “Happily Ever After”] in Florida [für Walt Disney Worlds Magic Kingdom], aber das ist alles, was ich sagen kann [lacht].

“Vaiana” ist ab sofort auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.

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