Konzertbericht Hans Zimmer live 2017 in Frankfurt

Am 09.06. war es endlich soweit: Hans Zimmer gab sein erstes Konzert in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main und News-Redakteur Andi war dabei!

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Letztes Jahr hatte ich überrascht und enttäuscht zugleich festgestellt, dass Hollywoods größter Filmkomponist Hans Zimmer eine Tournee spielte. Überrascht, weil ich bis dato noch nicht wirklich davon gehört hatte, dass Filmkomponisten Konzerte geben; lediglich von Orchestern, die den komplette Filmscore live zum Bild spielen. Und enttäuscht, weil die Tournee bereits vorbei war, bevor ich mitbekam, dass sie überhaupt stattfand.
Auf YouTube klickte ich mich dann durch einige Handy-Mitschnitte der Konzerte und begriff nun, wie das Konzept dieser Konzerte funktionierte: Zimmer spielte hier Suiten, in denen die wichtigsten Themen der einzelnen Filme zu einem langen Stück zusammengefasst wurden. Damit bewegt man sich zwar vom eigentlichen Prinzip der Filmmusik weg, bei dem die Musik ja zum Bild geschrieben und gespiet wird; nach allem was ich aber über Hans Zimmer weiß, entspricht diese “Best-Of”-Form jedoch durchaus seiner Arbeitsweise beim Filmscoring: In der Regel komponiert er zuallererst Suiten mit den wichtigsten Themen und passt diese dann erst zum Filmbild an.
Beim Anschauen der Videos stellte ich überdies schnell fest, dass auch Lebo M – euch allen als “The voice and the spirit of The Lion King” bekannt – mit von der Partie war, bereute ich es umso mehr, nicht dabeigewesen zu sein.

Dementsprechend groß war meine Freude als ich sah, dass die Tour 2017 weitergehen sollte – und diesmal sogar in meine Heimat Hessen führen würde! Ich bestellte also schnell Karten und verbrachte das letzte halbe Jahr in reger Vorfreude auf das Konzert. Speziell die beiden letzten Wochen habe ich mich dann noch intensiver mit Internetrecherchen und dem Anschauen dreier Hans-Zimmer-Filme darauf vorbereitet – was sich durchaus lohnte!
Unter anderem verfolgte ich auch die Social-Media-Mitteilungen der Konzertbeteiligten und las dabei die Ankündigung, dass das Konzert in Frankfurt das größte überhaupt werden solle. Ich gab da allerdings nicht allzuviel drauf, wurde jedoch am Freitagabend eines Besseren belehrt.

Mit zwei guten Freunden machte ich mich also auf nach Frankfurt, wo in der Commerzbank Arena, dem Stadion von Eintracht Frankfurt, das Konzert stattfand. Und tatsächlich gab es bereits vor Konzertbeginn die erste Überraschung: Wenige Tage vor dem Frankfurter Konzert gastierte die Tour im slowakischen Bratislava, wo Hans die Roma-Band Kokavakere Lavutára – Sendreiovci wiedergetroffen hatte, mit der bei dem Soundtrack zu “A Game of Shadows” (Sherlock Holmes – Spiel im Schatten, 2011) zusammengearbeitet hatte. Aus Freude über das Wiedersehen war die Band mit nach Frankfurt gekommen und spielte nun, vor offiziellem Konzertbeginn ein paar ihrer wahnsinnig abgehenden Lieder. Bereits damit war also die Versprechung von “very special guests” aus einem facebook-Post der Tour eingelöst, doch es sollte noch besser kommen.

Schließlich ertönten die ersten Klänge aus “Driving Miss Daisy” (Miss Daisy und ihr Chauffeur, 1989) und ein komplett in weiß gekleideter Hans Zimmer lief auf die Bühne, setzte sich ans Klavier und spielte die wunderbare Musik aus diesem Film, die jetzt schon zu meinem Favoriten zählt, obwohl ich den Film nicht einmal gesehen habe. Das schön jazzig angehauchte Stück bietete auch gleich Raum für das erste Solo, welches von dem Venezuelaner Pedro Eustache gespielt wurde, der für die vielen ungewöhnlichen Holzblasinstrumente verantwortlich war, die wir an diesem Abend zu hören bekamen. Ein erster Vorhang ging hoch und enthüllte die ganze Band, die aus einer von meiner Entfernung aus nicht genau zählbaren Zahl von großartigen Musikern bestand, die Gitarren, Synthesizer, Bass, Schlagzeug, Percussion, Geigen, Celli und Holzblasinstrumente bediente.
Ohne Unterbrechung aber mit lautem Knall ging die Musik über in das prägnante Thema aus dem “Sherlock-Holmes”-Film (2009), den ich mir glücklicherweise noch wenige Tage vorher extra angeschaut hatte. Ein zweiter Vorhang enthüllte nun auch das Orchester mit noch mehr Streichern und Blechbläsern, wie Tenorhorn, Posaune und Tuba; sowie den etwa 15-köpfigen Chor, der das ganze Konzert über im Hintergrund stand.

Hans Zimmer begrüßte dann, sichtlich erfreut darüber, nach so vielen Jahren wieder heimgekommen zu sein, das Publikum und stellte gleich fest: “Ich bin auch ein Frankfurter!” und riss sich seine weiße Anzugjacke vom Leib und enthüllte dabei ein Eintracht-Frankfurt-Trikot, das er sich extra für diesen Abend angezogen hatte, was das Publikum mit tosendem Applaus quittierte. Lange sei er weg gewesen, doch heute Abend war er wieder heimgekehrt und hatte uns, wie er erklärte, Freunde aus aller Welt mitgebracht – was wirklich nicht untertrieben war, wie ihr noch lesen werdet. Er stellte Band-Mitglied Nick Glennie-Smith vor, einen seiner ältesten Freunde, der ihn zu dieser Konzertreise überredet hatte und der mittlerweile selbst zur Riege der Hollywoodkomponisten zählt. Amüsiert stellte er dabei fest, dass dieser – wie überhaupt die ganze Band – ihn jetzt gar nicht verstehen würden, weil er mit dem Publikum, “unter uns”, Deutsch sprach.

Vieles sei an diesem Abend anders, vor allem aber habe man die übliche Setlist heute ein wenig verändert, was ihn das ganze Konzert über immer mal wieder ein wenig aus dem Konzept brachte und er deswegen gelegentlich seine Band fragte, was denn nun als nächstes dran sei. Die erste Änderung bestand darin, dass die Musik aus “Gladiator” (2000) vorgezogen wurde, was wahrscheinlich daran lag, dass in diesem Konzert die australische Sängerin Lisa Gerrard mit auf der Bühne stand – die Sängerin, die auch tatsächlich im Film zu hören ist. Dieser “very special guest” war bereits vorneweg angekündigt worden und sorgte dafür, dass wir die “Gladiator”-Musik originalgetreuer als in den meisten anderen Konzerten hören durften.

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Als nächstes wurde Musik aus “True Romance” (1992) gespielt, was eine weitere Änderung gegenüber der sonst üblichen Setlist war. Zu diesem Stück bemerkte Hans, dass das Budget dieses Film unerwartet zur Neige gegangen war und es gerade noch dafür reichte, ein paar Xylophonisten und Blockflötenspieler zu bezahlen, wobei er es als besondere Herausforderung empfand, Musik für diese typische “Klassenzimmerbesetzung” zu schreiben.

Es folgte Musik aus dem “Da Vinci Code” (2006), bei dem mich vor allem der Klang einer speziellen Querflöte beeindruckte. Hans erwähnte hierbei, dass er diese Musik in Paris geschrieben habe, einer sehr schönen Stadt, aber die Stadt seines Herzens sei doch Frankfurt.

Und dann war es endlich soweit: “Naaaaaants ingonya magabiti baba…” Lebo M kam auf die Bühne und eröffnete mit seinem weltberühmten Ruf die Zusammenstellung der “König-der-Löwen”-Musik (1994), wobei ein freudiges Raunen durchs Publikum ging. Zusammen mit seiner Tochter Refi führte der Südafrikaner durch die wundervollen Melodien wie “Lea Halalela” und “Busa”, wobei es schien als habe die Welt für etwa 5 Minuten still gestanden, weil sich das ganze Publikum – mich eingeschlossen – in einem ganzen Schwall von Emotionen dieser großartigen Musik hingab. Vor lauter Ergriffenheit kam erfreulicherweise auch kaum jemand auf die Idee, sein Smartphone rausholen und filmen zu müssen. Der anschließend auch mit Standing Ovations vorgebrachte, sicherlich größte Begeisterungssturm des Abends, zeigt, wie viel diese Musik nicht nur mir bedeutet.
Hans erwähnte anschließend, dass er diese Musik für seine inzwischen erwachsene Tochter Zoe geschrieben hatte, die sich an diesem Abend sogar im Publikum befand. Wahrscheinlich war sie mitgereist, damit er ihr mal seine Geburtsstadt zeigen konnte. Schließlich hatte er erwähnt, dass er sich die letzten Tage mal wieder ein bisschen umgeschaut hatte in Frankfurt.

Anschließend gab es eine weitere große Überraschung: Hans kündigte Trevor Horn an, mit dem er zu Anfang seiner Karriere in den 70ern in England Musik machte. Auf jeder Trivia-Seite im Netz ist zu lesen, dass Hans bei Horns Hit “Video killed the radio star” mitwirkte, der als erstes Musikvideo überhaupt auf MTV lief. An diesem abend nun spielte er zum allerersten Mal überhaupt dieses Stück live auf einer Bühne, zusammen mit dem Originalsänger Trevor Horn und der begeisterten Band, die sichtlich Spaß daran hatte, diese “Jugendsünde” zu feiern.

Als nächstes stand Musik aus den “Fluch-der-Karibik”-Filmen (seit 2003) auf dem Programm, die in etwa dem entsprach, was in traditionellen Popkonzerten der “greatest hit” ist: Vom Publikum begeistert aufgenommen waren nun alle Smartphones oben, um der Nachwelt zeigen zu können, dass man diese mittlerweile in aller Repertoire befindliche Musik vom Komponisten live gespielt gehört hatte. Wie Hans bemerkte, sei diese Musik im Wesentlichen ein E-Cello-Solo, das von der Chinesin Tina Guo mit Bravour und Körpereinsatz gespielt wurde.

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Nach einer kurzen Pause begann der zweite Teil des Abends mit Musik aus “The Thin Red Line” (Der schmale Grat, 1998), einer sehr atmossphärisch-spannenden Musik, deren Wirkung durch die Lichtshow besonders hervorgehoben wurde. Überhaupt war nun im zweiten Set das Lichtspektakel ein intergraler Teil der Show, perfekt abgestimmt auf die Stücke. Im ersten Teil war davon noch nicht allzuviel zu bemerken. Ob das daran lag, dass hier der Einsatz gewollt dezenter sein sollte oder schlicht daran, dass im ersten Teil die sonst übliche Setlist besonders stark umgeschmissen wurde, kann ich nicht beurteilen.

Es folgte ein Medley von Musik aus “Crimson Tide” (1993) und “Angels & Demons” (Illuminati, 2009), bei dem der Chor seinen großen Auftritt hatte. Hans begründete die ungewöhnliche Wahl von Chormusik für einen U-Boot-Film (“Crimson Tide”) mit den Worten “Ich wollte mal was mit einem Chor machen.”

Danach kündigte er den “Superhelden-Teil” des Abends an und startete mit Musik aus “Man of Steel” (2013), bei der sich die Percussionistinnen und der indische Schlagzeuger Satnam Rangotra, ein richtiges “Urviech”, der zuvor schon das Publikum mit seinem vermutlich einzigem deutschen Satz “Haben Sie einen Termin?” begeistert hatte, ein “Drum battle” lieferten.

Als nächstes kam das wohl kontroverseste Stück des Abends, die “Electro Suite” aus “The Amazing Spiderman 2” (2014). Waren die synthetischen Klänge bisher vor allem unterstützend im Hintergrund eingesetzt worden, drangen sie einem nun durch Mark und Bein in einem Stück das bombastischer und dröhnender kaum sein könnte. Quasi unmöglich war es eine Melodie zu finden, der man hätte folgen können, stattdessen bestand diese Musik aus einem Wust von aggressiven Klängen, die das Publikum entzweiten: Während der eine Teil das Stück verhalten aufnahm, gab es einzelne, die mit lauten Rufen ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen. Mit dieser Musik bewies Hans jedenfalls, dass er mit fast 60 Jahren noch nicht zum alten Eisen gehört, sondern durchaus noch in der Lage ist, frische, provokante Filmmusik zu liefern.

Kaum weniger bombastisch folgte nun Musik aus den “Batman”-Filmen (2005-2012), die in das Stück “Aurora” übergingen, das Hans als Reaktion auf die Schießerei im gleichnamigen Städtchen bei der Premiere des dritten Films komponiert hatte. In einer bewegten Ansprache während des Stücks machte er deutlich, dass die Welt nicht besser werde, sondern sogar eher schlechter, aber er mit seiner enorm internationalen Band zeigen wolle, wie Menschen verschiedenster Nationen in Frieden miteinander leben können.
Auch sprach er von dem Schmerz den er fühlte als Heath Ledger, der den Joker im zweiten “Batman”-Film spielte, noch vor dessen Premiere starb und wie er geschockt zunächst die “Punk-Elemente” aus der Filmmusik rausnehmen wollte, bis er sich darauf besinnte, dass er es dem Verstorbenen im Gegenteil schuldig sei, diese drinzulassen.

Der Abend endete mit Musik aus “Interstellar” (2014), bei der eine Orgel, die er extra dafür hatte samplen lassen ihren großen Auftritt hatte und schließlich einer Zugabe mit Musik aus “Inception” (2009), was interessanterweise auch das einzige Stück war, dass sich auch wieder langsam auspendelte, während alle anderen Stücke zuvor so aufgebaut waren, dass sie sich lange, lange steigerten, um schließlich mit einem Knall zu enden. Im Grunde ist diese Eintönigkeit bei der Dramaturgie der einzelnen Stücke auch mein einziger Kritikpunkt. Ansonsten aber ein großes Lob an alle Beteiligten. Die Musiker waren nicht nur exzellent, sondern wirklich weltklasse und auch die Techniker haben eine große Leistung vollbracht, wenn man bedenkt, wie viele Kanäle es zu mischen galt (die Chorsänger hatten alle eigene Headsets und Monitore!!) und gegen welch hohe Latenz man in so einem Stadion ankämpfen muss.

Nach ca. zweieinhalb Stunden endete dieses in jeder Hinsicht besondere Konzert, bei dem wirklich jeder bekommen haben dürfte, was er wollte. Für mich war es nicht nur ein Highlight, ein Konzert in einer so riesigen Besetzung aus erweiterter Band, Chor und Orchester zu sehen, bei dem musikalisch wirklich alle Möglichkeiten offenstanden (und auch genutzt wurden), sondern natürlich auch großartig, dass es Hans Zimmer war, der dieses Konzert gab – noch dazu zum ersten Mal in seiner Geburtsstadt, und dabei einen wirklich gelungen zusammengestellten Überblick auf sein bisheriges Schaffen gab. Bei all diesem, wird jedoch am Nachhaltigsten die freudige Erinnerung daran bleiben, Lebo M und Hans zusammen die “König-der-Löwen”-Musik aufführen gesehen (und gehört) zu haben.

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