Rezension zu “Elliot, der Drache”

Lesedauer ca. 2 Minuten

Auch ich hatte vor einem Monat schon die Gelegenheit “Pete’s Dragon”, also die Originalfassung im Kino zu sehen und habe mich darüber besonders gefreut, da der ursprüngliche Film von 1977 bzw. ein Lied daraus ein besondere Bedeutung für mich hat: Mit dem traumhaften Song “Candle on the water” habe ich es als leidlich begabter Sänger geschafft, meine leider nicht zu umgehende Gesangsprüfung zu bestehen (Die Melodie dieses Liedes erstreckt sich allerdings auch nur über das Intervall einer großen Sexte).

Die Neuauflage verzichtet jedoch komplett auf Musicalnummern und unterscheidet sich auch sonst deutlich von dem Original: Zwar gibt es auch hier den Waisenjungen Pete (Oakes Fegley), doch findet dieser Elliot nicht auf der Flucht vor seinen garstigen Pflegefamilie, sondern wird von ihm gerettet, nachdem seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Pete wächst schließlich die nächsten Jahre mit seinem Drachen allein im Wald auf und erhält erst wieder menschlichen Kontakt, nachdem er seine Neugier für einen Trupp Holzfäller nicht bremsen kann. Besonderes Interesses gilt dabei dem Mädchen Natalie (Oona Laurence), das ihn schließlich entdeckt und seinen Vater darauf aufmerksam macht. Von da an nehmen Ereignisse ihren eigenen Lauf: Pete kommt in die Obhut der Försterin Grace Meacham (Bryce Dallas Howard), lernt die Gepflogenheiten des zivilisatorischen Lebens kennen, versucht ihnen zu entfliehen und verliert sich schließlich aus Einsamkeit und Überforderung in eine Art Lethargie. Seine Erzählungen und Bilder von einem Drachen hält Grace dabei für eine Spinnerei, genauso wie schon bei ihrem Vater (Robert Redford). Erst als Elliot in Gefahr gerät, reißt sich Pete aus seiner Passivität und macht sich daran seinen besten Freund vor gierigen Trophäenjägern zu schützen. Gut allerdings, dass auch Elliot selbst einige Tricks auf Lager hat…

Wer wie ich auf schöne Landschaftsaufnahmen steht, kann sich mit diesem Film ganz in den bewaldeten Nordwesten der USA träumen – um dann im Abspann festzustellen, dass der Film in Neuseeland gedreht wurde. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass der Film auch eine “enviromental message” habe, also ein Aufruf zur Waldrettung, der sich schließlich bei solch einem Film angeboten hätte. Darauf verzichtet der Film allerdings vollständig und konzentriert sich ganz auf die Beziehung zwischen einem Jungen und seinem “Ungeheuer”.
So sehr man diese “Verurteilung” als Disney-Fan hasst, bleibt einem hier selbst nichts anderes übrig, als diesen Film einen “Kinderfilm” zu nennen. Wenn man sich darauf erstmal eingelassen hat, kann man mit Bewunderung feststellen, wie dieser Film nahezu vollständig auf die üblichen Klischees seiner Zielgruppe zu verzichtet: Weder platter Slapstick, schrille Charaktere oder anwanzende Pseudo-Teenie-Coolness, noch ein Übermaß an Ekel- und Fremdschämhumor sind hier zu finden. Wer mit seinen Jüngsten gerne mal in einen Film ohne Handys, Peinlichkeiten und Gezicke gehen will, sei dieser Film wärmstens empfohlen.

In den Hauptrollen setzt der Film auf lauter Newcomer, darunter auf Bryce Dallas Howard, die sich, auch das muss mal gesagt werden, optisch wohltuend von Hollywoods Hungerhaken absetzt. Alt-Star Robert Redford mimt charmant den netten Opa, der gewissermaßen die Neuinterpretation von Mickey Rooneys “Lampie” aus dem Film von 1977 ist. Der eigentliche Hauptdarsteller ist jedoch der aus imposanten Computerbildern zum Leben erweckte Drache “Elliot” für den die Macher mehrere tierische Verhaltensweisen kombiniert haben. Mit seinen Auftritten wird auch absolut nicht gespart, und dieses Zurschaulaufen macht deutlich, wie sehr die Videotechnik in den letzten 40 Jahren vorangeschritten ist.

“Elliot, der Drache” ist sicherlich kein Film, den man gesehen haben muss, aber auch gleichzeitig sicherlich kein Film, den gesehen zu haben, man bereuen würde. Wer sich auf liebevolle Kindergeschichten einlassen kann oder selbst jemandem in dem Alter hat, der mal wieder ins Kino möchte, kann bedenkenlos reingehen. Und gerade jetzt zur herbstlichen Jahreszeit passen die wunderschönen, kühlen Waldaufnahmen wunderbar.

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