Encanto: Disneys Jubiläumsfilm nährt sich aus dem Zauber Kolumbiens

Disneys 60. abendfüllender Animationsfilm nähert sich! Für Disney Central besuchte unser Gastautor Sidney Schering ein digitales Presseevent rund um „Encanto“. Er gewährt uns einen ersten Ausblick auf das bunte Musical!

Vor elf Jahren feierten die Walt Disney Animation Studios Jubiläum: Mit „Rapunzel – Neu verföhnt“ veröffentlichte die traditionsreiche Trickschmiede ihr 50. Meisterwerk. Regie führten Nathan Greno und Byron Howard. Greno wechselte ein paar Jahre später zu Skydance, Byron Howard dagegen mauserte sich zu einem der geschäftigeren Regisseure in der Disney-Animationshistorie.

Der frühere Chefanimator (u.a. „Lilo & Stitch“), der vor dem Märchenmusical bereits die actionreiche Komödie „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“ inszenierte, reichte 2016 die Sati(e)re „Zoomania“ nach, diesen Herbst bringt er bereits seine vierte abendfüllende Regiearbeit auf die Leinwand. Und die ist zugleich Disneys 60. großer Animationsfilm: „Encanto“. Dafür tat sich Howard erneut mit seinem „Zoomania“-Co-Regisseur und -Autor Jared Bush zusammen, außerdem holte er Dramaturgin Charise Castro Smith („El Huracán“) ins Boot. Oder besser gesagt: ins Haus.

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Die Story: Eine zauberhafte Familie in einem magischen Haus

Familie Madrigal lebt seit Generationen in den Bergen Kolumbiens, genauer gesagt in einem kunterbunten Haus voller Zauber und Charakter. Auch der Clan selbst ist voller Magie – alle Nachkommen der Matriarchin Abuela Madrigal bekommen vom Haus eine Gabe verliehen, die ihr Wesen unterstreicht. Die muntere Isabela zum Beispiel kann überall Blumen sprießen lassen, Luisa ist ungeheuerlich stark und Pepas Stimmungsschwankungen beeinflussen das Wetter.

Nur Mirabel hat keine besondere Gabe, weshalb sie sich innerhalb als Außenseiterin erachtet – und so sehr sich die Madrigals auch lieben, ist ihnen die Furcht davor anzumerken, dass sich Unbegabtheit wiederholen könnte. Eines Abends wird jedoch aus anderen Gründen alles, was diese fidele, kauzige Familie ausmacht, auf den Kopf gestellt …

Mirabel Madrigal in Disneys Encanto
Walt Disney Animation Studios’ “Encanto” introduces Mirabel, a 15-year-old who lives with her family in the mountains of Colombia in a magical house, in a vibrant town, in a wondrous, charmed place called an Encanto. Mirabel, a kind and humble teenager who puts the ordinary in extraordinary, struggles to fit in a family that’s blessed with magical powers. Featuring the voice of Stephanie Beatriz as Mirabel, “Encanto” opens in theaters on Nov. 24, 2021. © 2021 Disney. All Rights Reserved.

Wie sich die Filmfamilie fand

Bereits während ihrer Arbeit an „Zoomania“ beschlossen Byron Howard und Jared Bush, dass sie gemeinsam ein Musical machen sollten. Wie die beiden Posaunisten auf einem Presseevent erklärten, wollten sie dann sämtliche Storytelling-Prinzipien, auf denen „Zoomania“ stützt, auf das von ihnen geliebte Musical-Genre anwenden. Soll heißen: Sie nahmen sich vor, eine unterhaltsame, fantasievolle Geschichte mit starker Aussage zu erzählen, die den Finger in Wunden legt, die sich in unserem Alltag bemerkbar machen.

Wie Howard weiter ausführte, begann die für Projekte der Walt Disney Animation Studios so typische, ausführliche Recherche daher … bei ihnen selbst! Howard und Bush eint nämlich, dass sie großen Familien voller charakterlich sehr unterschiedlicher Personen entstammen – woraus stark variierende, teils dysfunktionale Dynamiken zwischen den Familienmitgliedern resultieren.

Dem Duo war es wichtig, diese Dynamiken nicht nur treffsicher abzubilden, sondern zudem zu hinterfragen, wie sie zustande kommen und welche Folgen sie haben. Laut Howard kristallisierten sich daher zwei Leitfragen heraus, die „Encanto“ ausmachen: „Wie gut kennen wir unsere Familien?“ und „Wie gut kennen unsere Familien uns?“ Bush betonte die Relevanz dieser Fragen mit einer persönlichen Anekdote: Er hatte stets eine felsenfeste Überzeugung darüber, wie kooperativ seine Eltern wären und wie sehr sie die Karriereziele ihrer Kinder unterstützen. Außerdem entwickelte er über die Jahre hinweg Unverständnis dafür, wie seine eine Sportkarriere anvisierende Schwester in dieser Hinsicht über ihre Eltern dachte.

Erst eine Aussprache zwischen Geschwistern änderte dies: Während des Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass ihre Eltern in Berufsfragen Bushs Schwester ganz anders behandelten als Jared. Urplötzlich verstand er seine Schwester und nahm frühere Familiensituationen neu wahr. Durch diese Anekdote wurde ein weiteres Leitthema für „Encanto“ herausgearbeitet: Die wechselseitige Beziehung zwischen Perspektive und Verständnis.

Schlussendlich nahm sich die „Encanto“-Crew vor, eine Familie zu erschaffen, „die ist, wie keine andere – aber eine, mit der sich alle identifizieren können“. Die Familie hinter den Kulissen wurde wiederum früh durch Walt-Disney-Animation-Studios-Präsident Clark Spencer ergänzt, der in seinen vielen Jahren bei Disney kurioserweise kein einziges Musical produziert hatte. „Ich habe die Möglichkeit, das zu ändern, sofort ergriffen“, betonte Spencer gegenüber der Presse. Damit er in seiner Doppelfunktion als Studiochef und Produzent nicht ins Schwimmen gerät, holte er Produzentin Yvett Merino Flores hinzu. Als Production Manager von „Rapunzel – Neu verföhnt“ und „Vaiana“ hatte sie die Musical-Erfahrung, die Spencer fehlte.

Aber wie fand diese filmschaffende Familie den Weg nach Kolumbien? Wie entschied sie, den Film dort spielen zu lassen? Keine Sorge, das verraten wir euch sogleich!

Encanto Madrigal Family Tree
MEET THE MADRIGALS – Walt Disney Animation Studios’ “Encanto” introduces the Madrigals, a compelling and complicated extended family who live in a wondrous and charmed place in the mountains of Colombia. They all live together in in an Encanto, which has blessed every child with a unique gift from super strength to the power to heal—every child except one, Mirabel. Opening in the U.S. on Nov. 24, 2021, Walt Disney Animation Studios’ 60th feature film is directed by Byron Howard (“Zootopia,” “Tangled”) and Jared Bush (co-director “Zootopia”), co-directed by Charise Castro Smith (writer “The Death of Eva Sofia Valdez”) and produced by Clark Spencer and Yvett Merino. Bush and Castro Smith are screenwriters on the film. © 2021 Disney. All Rights Reserved.

Kolumbien: Lateinamerikas Kreuzweg

Das Setting von „Encanto“ wurde erst bestimmt, als das Thema Familie feststand – dann kam zügig eins zum anderen: Als klar war, dass Bush, Howard und ihr Team die Geschichte einer großen Familie erzählen wollen, und wie die eigene Wahrnehmung die Perspektive auf die eigene Familie oder gar die Welt formt, kamen zügig die weiteren Themen Diversität und die Vielfalt von Kulturen, Menschen und ihrer Musik auf.

Alsbald richtete sich die Aufmerksamkeit der Filmschaffenden auf Kolumbien, das oftmals als „Kreuzweg Lateinamerikas“ bezeichnet wird: Als das Land, wo sich auf engstem Raum Repräsentationen sämtlicher Subkulturen Lateinamerikas versammeln und einprägsame indigene, afrikanische und europäische Einflüsse koexistieren. Also würde das kolumbianische Setting und Feeling den Gedanken einer vielseitigen, großen, komplizierten Familie auf interessante Weise vertiefen. Zudem wollte Jared Bush nach „Vaiana“, an dessen Skript er mitwirkte, unbedingt erneut mit Lin-Manuel Miranda zusammenarbeiten, der sich wiederum eh zu Kolumbien hinzugezogen fühlte – praktisch!

Eine Recherchereise im Jahr 2018 führte die kreativen Köpfe hinter „Encanto“ zu weiteren Erkenntnissen. Sie besuchten unter anderem Cartagena, Bogotá, Barichara sowie San Basilio de Palenque und befanden, dass nicht nur all diese Orte überaus verschieden und unfassbar schön seien – sondern dass sie nachfühlen könnten, was man ihnen vorab über Kolumbien versprochen hat: Für sie lag ein Zauber in der Luft – „und zwar eine andere Form von Zauber, als man sie aus unseren Filmen kennt“, so Howard. „Es ist nicht dieses europäische Verständnis von Zauberei, gebunden an Magier und Zauberstäbe – sondern an Emotionen und die Wahrheit dahinter.“

Ein Vorgeschmack auf den Zauber und Klang des 60. Meisterwerks der Walt Disney Animation Studios.

Howard bezeichnete diesen Zauber darüber hinaus als „bedächtig und facettenreich“. Er würde „keine einfache Antwort auf deine Probleme bieten, sondern wahrhaftig deine alltäglichen Erfahrungen widerspiegeln, ganz gleich ob du Erfolg genießt oder haderst.“ Geschichten über diesen Zauber werden gemeinhin dem Genre „Magischer Realismus“ zugeordnet, und um eine in diesem Genre versierte Stimme im führenden Kreativteam zu haben, begaben sich Howard und Bush auf die Suche nach einer Drehbuchautorin oder einem Drehbuchautor mit Faible und Know-how in diesem Metier. Wie sie Mitte September 2021 der Presse während einem digitalen Event verrieten, nahmen sie über 100 Autor:innen ins Auge – darunter Charise Castro Smith.

Die kubanisch-amerikanische Bühnenautorin, die Shakespeare, „South Park“, die Mythologie des antiken Griechenlands und das Horrorkino der 1970er-Jahre zu ihren größten Inspirationen zählt, wirkte an der Netflix-Miniserie „Spuk in Hill House“ mit und hatte nicht nur Erfahrung darin, magischen Realismus zu erzählen. Sie überzeugte Bush und Howard vor allem mit ihrer innigen Liebe für magischen Realismus und das immense Selbstverständnis, mit dem sie sich dem Genre nähert.

Smith verriet der Presse den Satz, mit dem sie Bush und Howard umgehauen hat: „Die Logik des magischen Realismus macht für mich einfach am meisten Sinn!“ Sie erklärt sich das mit dem Spirit ihrer Kindheitsheimat Miami, wo „die Fakten oft schräger sind als die Fiktion.“ Die Autorin, die beim Film letztlich auch als Co-Regisseurin tätig wurde, erläuterte zudem den Filmtitel – der Begriff „Encanto“ bezeichnet in der kolumbianischen Folklore einen Ort voller Magie und erhöhter Spiritualität, an dem außerordentliche Dinge geschehen. Ein Encanto sei „ein Ort natürlicher Wunder, an dem sich Landschaft und magische Möglichkeiten vereinen“.

Antonio Madrigal in Disneys Encanto
In Walt Disney Animation Studios’ “Encanto,” Antonio may be shy, but his huge heart is his biggest asset—rivaled only by his newly received magical ability to communicate with animals. Directed by Byron Howard (“Zootopia,” “Tangled”) and Jared Bush (co-director “Zootopia”), co-directed by Charise Castro Smith (writer “The Death of Eva Sofia Valdez”) and produced by Clark Spencer and Yvett Merino, “Encanto” opens in theaters on Nov. 24, 2021. © 2021 Disney. All Rights Reserved.

Authentizität für eine magische Realität

Dieses Konzept hat konsequenterweise das Design des Hauptschauplatzes von „Encanto“ entscheidend geprägt. Ebenso einflussreich waren die Begegnungen, die das Filmteam in Kolumbien machte. Yvett Merino etwa empfindet Kolumbien als beschwingt, vital und (was für die Figurenzeichnung wichtig werden sollte) unverblümt ehrlich. Um jedoch auch sicherzustellen, dass „Encanto“ nicht nur das reflektiert, was die Außenstehenden auf ihrem Recherchetrip beobachtet haben, sondern auch die ureigene kolumbianische Selbstwahrnehmung, wurde ein ähnlicher Schritt getätigt wie bei „Vaiana“. Dieser Film wurde mit einem Pacific Cultural Trust entwickelt – Expert:innen aus der pazifischen Inselregion, die die Disney-Crew über die Geschichte, Kultur und Gepflogenheiten der Filmschauplätze unterrichteten, um Authentizität zu gewährleisten.

Für „Encanto“ wurde ein Columbian Cultural Trust erstellt, der sich aus führenden Köpfen der Bereiche Kultur, Anthropologie, Kostümdesign, Botanik, Musik, Linguistik und Architektur zusammensetzt. Die Ratschläge dieser Expert:innen reichten von Informationen über regionale Botanik bis hin zu Details über epochen- und regionalspezifischen Häuserbau und die entsprechende Inneneinrichtung. Zwei der Köpfe dieses Rats waren für Howard, Bush und Spencer übrigens alte Bekannte: Das Dokumentarfilm-Duo Juan Rendon & Natalie Osma, das die Drei für eine Dokumentation des Senders Fusion zu „Zoomania“ interviewte.

Rendon und Osma brachten dem „Encanto“-Filmteam vor allem viel darüber bei, wie unterschiedlich die regionalen Gepflogenheiten innerhalb Kolumbiens sein können – so, wie man etwa in Deutschland von nordischer Wortkargheit und von bayerischer Urgemütlichkeit spricht, gibt es in Kolumbien geografisch abgrenzbare, soziokulturelle Archetypen. Beispielsweise gibt es das Klischee, dass Menschen im bergigen Norden Kolumbiens besonders gesellig sind und sich lieber unter freiem Himmel tummeln als in geschlossenen Räumen – ein Archetyp, dessen Ursprung darin liegt, dass es in diesem Landstrich Kolumbiens sehr warm ist und man sich daher lieber gemeinsam draußen abkühlt, statt im unklimatisierten Haus vor sich hin zu brüten.

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Der Cultural Trust traf sich wöchentlich mit den Filmschaffenden, schickte Referenzmaterial an die Disney-Crew und regte Designs an, gestische Angewohnheiten der Figuren und ähnliche Details – und er sah jede der acht Filmfassungen, die zwischen Produktionsbeginn und Fertigstellung vorgeführt wurden. Darüber hinaus wurde innerhalb der Walt Disney Animation Studios auf freiwilliger Basis eine „Familia“ gegründet – eine Latinx-Gruppe, die ihre eigenen Erfahrungen und Eindrücke teilte, um den Film zu bereichern.

„Encanto“ wiederum wird die deutschen Kinos ab dem 24. November 2021 bereichern – und bis zum Kinostart haben wir noch viele weitere Infos über Disneys 60. Animationsmeisterwerk für euch parat! Seid gespannt!

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2 Antworten auf „Encanto: Disneys Jubiläumsfilm nährt sich aus dem Zauber Kolumbiens“

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