„22 gegen die Erde“: Interview mit Regisseur Kevin Nolting

Vor wenigen Tagen hat Disney·Pixars „Soul“ bei den Academy Awards zwei Oscars gewonnen. Heute erscheint auf Disney+ der neue Kurzfilm „22 gegen die Erde“, in dem wir Seele 22 kennenlernen, bevor sie Joe Gardner getroffen hat.

Passend dazu hatte Disney Central die Gelegenheit, Kevin Nolting zu interviewen. Kevin hat mit „22 gegen die Erde“ sein Regiedebüt gefeiert und ist seit vielen jahren als Lead Editor bei den Pixar Animation Studios tätig (u.a. „Soul“, „Alles steht Kopf“ und „Oben“).

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Das Interview mit Kevin Nolting

Hallo Kevin, vielen Dank für das Interview und herzlichen Glückwunsch für die Academy Awards für „Soul“!
Erzähl uns: Wie bist du zum Regisseur von „22 gegen die Erde“ geworden und wie war diese Erfahrung für dich?

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Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Normalerweise übernimmt der jeweilige Head of Story solche Kurzfilme und die Shorts würden dann auf der DVD erscheinen. In diesem Fall hat Kristen Lester an dem Pixar-Sparkshort „Purl“ gearbeitet und ist danach zum nächsten Projekt übergegangen. Ich hatte das Glück und war in der Diskussion, als es um diesen Short ging und habe dann das Projekt bekommen.

Früher habe ich ein paar Live-Action-Projekte gehabt, wo ich innerhalb von 48 Stunden Entscheidungen treffen und den Kurzfilm drehen musste. Das war also eine spannende Erfahrung im Vergleich zu unseren Animationsprojekten, die jeweils vier Jahre brauchen. Auf Pixar bezogen war ich als Editor stark in „Soul“ involviert und kannte das Team bereits – das hat mir die Aufgabe denkbar einfach gemacht. Jemand hat mal gesagt: „Du arbeitest nicht an einem großen, persönlichen Projekte – hab einfach Spaß!”

Kevin Nolting (Pixar)
Film Editor Kevin Nolting is photographed on August 7, 2014 at Pixar Animation Studios in Emeryville, Calif. (Photo by Deborah Coleman / Pixar)

Viele Fans haben sich gefragt, was am Ende von „Soul“ aus 22 geworden ist. Anstatt diese Frage zu beantworten, gehst du mit „22 gegen die Erde“ in der Zeit zurück. Wieso?

Tatsächlich hatten wir Versionen von „Soul“, wo wir genau gesehen haben, wo 22 gelandet ist. Das hat es natürlich nicht in den Film geschafft. Einer der Gründe dafür ist, dass es im Film um Joe geht.
22 treffen wir erst mitten in der Geschichte – und wir hatten damals schon viele Witze gemacht und Diskussionen, wie 22 zu 22 geworden ist. Drei Jahre lang haben wir darüber geredet und hatten viele Ideen. Aber für den Film mussten wir uns nie entscheiden. Ich fand es letztendlich spannender zu erfroschen, was sie erlebt hat im Vergleich dazu, wo sie landen würde. Dazu kommt: Ich mag das offene Ende des Films. In der letzten Szene, wo wir sie sehen, ist sie auf dem Weg zur Erde. Wir hatten Versionen, wo man genau sehen konnte, in welchem Land sie aufkommen würde. Pete ließ uns dann bewusst Wolken einbauen und die Erde aus dem Fokus nehmen.

In welcher Charaktereigenschaft von 22 siehst du dich am ehesten wieder?

Am meisten finde ich mich in ihrem Zynismus wieder – aber auch ihrem Zweifel und dem ständigen Hinterfragen.
Joe wusste seit ganzes Leben lang, was genau er machen möchte. Ich bin mehr wie 22 – es hat für mich auch eine lange Zeit gedauert bis ich gefunden habe, was ich wirklich machen möchte.

Im Original spricht Tina Fey die Rolle von 22. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr?

Es war toll, aber gleichzeitig auch sehr komisch. Wir haben sie vorher schon einige Male für „Soul” aufgenommen, deshalb war das nicht neu für mich. Und ich weiß auch wie nett und schlau sie ist. Sie ist ein absoluter Profi. Die Herausforderung für den Kurzfilm war die [pandemiebedingte] Arbeit von Zuhause und die Kommunikation über Zoom. Zum Glück hat ihr Ehemann ein eigenes Aufnahmestudio zuhause und wir konnten sie perfekt aufnehmen. Aber ihre Tochter war auch gleichzeitig zuhause und musste während der Aufnahmen dann zur Schule. Dadurch war alles sehr entspannt und das hat die Atmosphäre aufgelockert.

Gibt es eine persönliche Bindung, die du während der Produktion zur Geschichte oder den Charakteren aufgebaut hast?

Mit 22 habe ich während des Kurzfilms auf jeden Fall eine nähere Verbinding aufgebaut.
Man sagt immer, man soll bei seiner ersten Regiearbeit nicht mit Kindern oder Tieren arbeiten. Aber es hat mit den Kindern so viel Spaß gemacht! Der Kontrast zwischen ihrer Unschuld und 22s Zynismus aufzubauen hat mir wirklich sehr viel Freude bereitet. Und diese Unschuld der Kinder hat mich auch an meinen dreijährigen Enkel erinnert.

Szene aus „22 vs. Earth“

22s Gruppe der „Apokalypse“ besteht aus bislang unbekannte, kindischen Seelen. Was war die Inspiration zu den Spitznamen der neuen Figuren?

Josh hatte ursprünglich etwas ganz anderes geschrieben, was wir aber nicht benutzen konnten. Deshalb sind wir dann auf kindische Namen gegangen und haben einfach angefangen, irgendwelche Wörter in den Raum zu werfen. Die zwei, die ich unbedingt dabei haben wollte, sind „Zimmy“ vom Bob Dylan Song [„You May Call Me Zimmy“] und Moonbeam als Referenz an Governor Jerry Brown aus Kalifornien, der den Spitznmanen „Governor Moonbeam“ hatte.

Würdest du der Aussage zustimmen, dass 22 die Apokalypse auf die Erde losgelassen hat? Oder ist das etwas zu viel Interpretation?

Oooh, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Das ist vielleicht ein bisschen zu viel rein interpretiert.
Es geht eher um eine Person, die sich den Kopf gegen die Wand schlägt, aber trotzdem nicht aufgibt, obwohl einfach nichts funktionieren möchte.

In einer Szene entscheidet sich eine der Seelen plötzlich dazu, ein Hund zu sein. Ist das nicht eine sehr große Änderung im Vergleich zum Film?

Und als nächstes bemitleiden die Jerrys dann die Eltern der neuen Seele. Diese Szene zeigt aber eher ein Kind, das schwer zu bändigen sein wird – und keinen tatsächlichen Hund. Wir hatten über dieses Thema auch viel diskutiert, haben es dann aber letztendlich verworfen.

Pixar-Fans verbinden gerne die verschiedenen Filme miteinander und es gibt viele Theorien über die Verbindung der einzelnen Geschichte. Eine dieser Theorien ist, dass 22 zu Riley aus „Alles steht Kopf“ geworden ist. Da du ja an beiden Filmen gearbeitet hast – was hältst du davon?

Über diese Theorie habe ich noch nie nachgedacht. Ich finde es toll, dass die Fans sich so intensiv Gedanken machen und diese Theorien erschaffen. Da bin ich persönlich ganz anders. Ich hatte darüber nie nachgedacht, aber die Masken in „22 gegen die Erde“ sehen tatsächlich aus wie die der Unglaublichen – aber es sind keine Unglaublichen-Masken!

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Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung des Films ist absolut perfekt – gerade am Sonntag hat „Soul“ bei den Oscars abgeräumt! Können wir nach diesen Erfolgen mehr aus der Welt von „Soul“ erwarten?

Ich hoffe es! Aber es gibt keine unmittelbaren Pläne.
Was den Zeitpunkt anbelangt, haben wir bei Pixar einen sehr engen Terminkalender. Als die Produktion von „Soul“ zuende ging, haben wir uns schnell einige Leute für den Kurzfilm geholt, solange sie noch gedanklich in dieser Welt waren. Zum Glück waren auch gerade einige Animatoren verfügbar und so konnten wir den Kurzfilm letztendlich problemlos angehen.

Als Editor hast du großen Einfluss auf die Qualität des finalen Films. Was ist dein Geheimnis an dieser Arbeit?

Bei Pixar haben wir so viel Zeit, verschiedene Dinge auszuprobieren. In Live Action ist es anders. Dort filmt man und dann müssen Regisseur und Editor zusammen schauen, dass man aus diesem Material etwas Gutes macht. Wir haben den Vorteil und können ständig Änderungen vornehmen. Statt erst alles abdrehen zu müssen, können wir das Skript projizieren und schauen, wie es wirkt, bevor wir uns für eine Sache entschließen. Das ist ein großer Vorteil, den wir haben.

Die Musik war einer der Hauptbestandteile von „Soul”. Erzähl uns doch etwas über die Arbeit mit den Künstlern.

Wir haben schon vorher mit Ren Klyce gearbeitet, er ist ein unglaublicher Sound-Designer. Normal kommt der Sound erst in der Post-Production dazu, wenn der Film also schon fertig ist. Bei „Soul“ waren Trent Reznor und Atticas Ross, Job Batiste und Ren Klyce über viele Jahre involviert. Ren hatte sogar einen eigenen Schnittplatz bei Pixar. Während dem Schneiden konnte er uns so atmosphärische und sehr spezifische Klänge liefern
John Baptiste hat zum Beispiel die Eröffnungsmelodie vorher aufgenommen, damit wir dazu animieren konnten. Trent Reznor und Atticas Ross waren sogar schon während der Preproduction dabei – also viel früher als wir es gewohnt sind – und haben uns um die neun lange, atmosphärische Songs geschickt. Nicht einmal, um sie zwangsläufig im Film zu haben, sondern mehr als Inspiration, damit wir anfangen konnten zu arbeiten und gewisse Teile extrahieren konnten. Auf diese Art und Weise habe ich vorher noch nie gearbeitet.

Wie herausfordernd ist es überhaupt, so tiefgehende Themen wie den Sinn des Lebens in Animation darzustellen?

Es ist sehr schwer. Bei unseren Filmen arbeiten wir deshalb drei Jahre lang nur an der Story bevor die Produktion überhaupt beginnt. Wenn es aber zum Beispiel um diesen Kurzfilm geht, geht es uns hauptsächlich um den Spaß und wir nehmen uns selbst niemals zu ernst dabei.

Du hast vorhin einige Male über Zynismus gesprochen. Pixar Filme haben ja oft auch erwachsene Seiten, die man nicht unbedingt erwarten würde. Was ist deine liebste zynische oder auch „erwachsene“ Erinnerung bei Pixar?

Das Besondere bei Pixar – speziell bei Pete [Docter] – ist, dass sie Teams zusammenbringen, die nicht gleich denken. Wir haben deshalb viele verschiedene Sichtweisen und Werte und auch Geschmäcker. Deshalb kann man besonders bei Petes Filmen auch immer man selbst sein und kann persönliche Ideen verschiedener Menschen zu einem Großen verbinden. Aber 22 ist bisher tatsächlich mein Favorit und sie denkt am ehesten so wie ich.

Vielen Dank für das Interview!

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Über „22 gegen die Erde“

In „22 gegen die Erde“ widersetzt sich 22 den Regeln des „Davorseits“ und weigert sich auf die Erde zu gehen. In ihrem Bestreben nach Rebellion wirbt sie eine Bande von fünf weiteren neuen Seelen an. Da die Aktivitäten ihrer Mitstreiter jedoch zu unerwarteten Ergebnissen führen, könnte 22s subversiver Plan tatsächlich zu einer überraschenden Offenbarung über den Sinn des Lebens führen.

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Das Poster zu „22 gegen die Erde“, © Disney/Pixar.

Hier gelangt ihr direkt zu „22 gegen die Erde“ auf Disney+.

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