Es gibt viele Möglichkeiten, wie man einen solchen Anlass begehen könnte. Üblicherweise erscheinen “in-Memoriam”-Artikeln in den Zeitungen und erinnern an das bewegte Leben des Verstorbenen. Dabei brauch das heute eigentlich niemand mehr. Wer den zweifellos spannenden Lebensweg Walt Disneys nachlesen möchte kann dies auf Wikipedia tun. Wer es genau wissen möchte, keine eine der zahlreichen Biografien liesen, wie etwa die von Neal Gabler, Michael Barrier oder auf deutsch von Andreas Platthaus. Es lohnt sich auf jeden Fall, denn gerade die Zeit in der Disney es vom sprichwörtlichen “armen Schlucker” zu seinen ersten großen Erfolgen gebracht hat, die 1920er Jahre, entbehren keinesfalls der Spannung eines Romans.
Dies hier allerdings auch noch einmal wiederzugeben, erscheint allerdings überflüssig. Daniel Kothenschulte, Film-Redakteur der “Frankfurter Rundschau”, der vor wenigen Wochen ein neues Buch über die Zeichenkunst der klassischen Disneyfilme veröffentlichte, nutzt den heutigen Anlass dazu, ein Blick auf die aktuelle Gestalt der Animationsfilme zu werfen, nicht ohne zu bemerken, dass Disneys ursprüngliche Kunst, der handgezeichnete Animationsfilm, heute nur noch von kleinen, unabhängigen Filmemachern am Leben gehalten wird. Während die Walt Disney Animation Studios gerade mit “Vaiana – Das Paradies hat einen Haken” den neuesten computeranimierten 3D-Blockbuster herausgehauen haben, war es Walt Disney selbst gewesen, der kurz vor seinem Tod den damals schwächelnden Zeichentrickfilm mit dem Riesenerfolg “Das Dschungelbuch” vor dem Untergang rettete. Eine schöne Sache, das sein letzter Film auch zugleich der in Deutschland erfolgreichste Film aller Zeiten wurde.
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Man muss den heutigen Disneyfilme-Machern allerdings zugestehen, dass sie es versucht haben. “Küss den Frosch” kam 5 Jahre raus nachdem der klassische 2D-Zeichentrickfilm bereits “offiziell” für tot erklärt worden war und bekam mit “Winnie Puuh” sogar noch einen Nachfolger. Der geringe Erfolg im Vergleich zu den 3D-animierten Hits gab ihnen jedoch Recht darin, dass die Zukunft nun woanders liegt. Und zumindest im Fernsehbereich, lebt die 2D-Animation auch heute noch weiter.
Mich persönlich stört eher, dass man sich in Burbank zunehmend von seinem Gründer entfernen möchte. Zumindest ist das “Walt” aus sämtlichen Disney-Logos verschwunden. Lediglich die unabhängigen Comic-Verlage führen es teilweise noch weiter. Bisher scheint das aber niemand bemerkt zu haben – oder zumindest scheint sich niemand daran zu stören. Obwohl heutzutage im Internet doch an allem gemeckert wird, habe ich bisher noch keine einzige Beschwerde über das Streichen des Vornamens gelesen. Manche finden das vielleicht sogar angemessen, immerhin ist es schon lange nicht mehr – und eigentlich war es auch noch nie Walt allein, der hinter allem steckte. “Disney” hat zu keiner Zeit ausschließlich die Person Walt Disney gemeint, sondern war vielmehr ein Synonym für eine riesige Anzahl an Künstlern, die unter diesem Label Großartiges erschaffen haben. Manch ein Barks-Fanatiker würde seine geliebten Enten wahrscheinlich sogar am liebsten von diesem Label befreien. Gewiss war es auch ein harter Kampf, bis die Namen der vielen, vielen Menschen, die in seinem Namen Werke erschufen, in angemessenem Maße Erwähnung und Würdigung fanden. Und dennoch: Auch wenn Walt vermutlich nach 1930 keinen einzigen Strich mehr an seinen Filmen und Comics selbst tat, bei keinem Film selber Regie führte und nach 1947 noch nicht einmal mehr Micky Maus die Stimme lieh, so stand er doch bis zu seinem Tod hinter allem. Er wusste ganz genau, was in seinem Hause vorging und was in seinem Namen veröffentlicht wurde. Der “Geist” Disneys, ein kindhaftes, ehrfürchtiges Staunen über die Welt und das Leben, ist in jedem der Werke, die seinen Namen tragen enthalten – in manchen mehr, in manchen weniger. Bis heute. Und darum fände ich es schön, wenn diese auch jetzt noch seinen vollständigen Namen tragen würden.
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