Disneyfacts #3: Wenn zusammenwächst, was nicht zusammengehört – Disney und DreamWorks

Als dieser Tage der Film “The Light between the oceans” in den deutschen Kinos angelaufen ist, dürfte den Wenigsten bewusst gewesen sein, dass dieses eher unauffällige Liebesdrama eine Zensur in der Geschichte der amerikanischen Filmindustrie darstellt. Oder zumindest für die Hollywood-Studios eine marktwirtschaftliche Neuorientierung bedeutete. Denn dieser Film war der letzte aus einer Partnerschaft zweier Filmstudios, die vor 20 Jahren undenkbar gewesen wäre: Disney und DreamWorks.

Um die Brisanz dieses Pakts zweier Filmproduktionsgesellschaften, wie er in Hollywood eigentlich alltäglich ist, zu verstehen, ist es nötig ein wenig in die Geschichte der beiden Studios zu blicken: Anfang der 90er-Jahre erlebt der Disney-Konzern seine große “Renaissance”; nach etwa zwei Jahrzehnten Führungschaos und Kurssuche, ausgelöst durch den überraschenden Tod des Firmengründers Walt Disney. Wesentlichen Anteil an diesem “zweiten Frühling” hatten die großen abendfüllenden Filmmusicals aus dem “Herzstück” des Unternehmens, dem Animations-Studio. Mit “Arielle”, “Die Schöne und das Biest”, “Aladdin” und “Der König der Löwen” übertrumphten sie sich künstlerisch und an den Kinokassen immer wieder auf’s Neue und setzten damit den Standard für Zeichentrickfilme für ein ganzes Jahrzehnt.

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Nicht unerheblich an diesem Erfolg beteiligt war der damalige Leiter und Produzent der Animationsschmiede Jeffrey Katzenberg. Doch nachdem er mit dem “König der Löwen” sämtliche Rekorde gebrochen hatte, juckte es ihn offensichtlich in den Fingern zu sehen, ob er es auch aus eigener Kraft schaffen würde ein erfolgreiches Animationsstudio aufzubauen – ohne die “Hilfe” des traditionsreichen Namens “Disney”.

Zusammen mit Steven Spielberg, der mit “Jurassic Park” und “Schindlers Liste” ebenfalls gerade auf dem Gipfel seines künstlerischen und finanziellen Erfolges war, und dem erfahrenen Musikproduzenten David Geffen gründete Katzenberg Mitte der 90er dann “DreamWorks SKG” (Das Kürzel steht für die drei Nachnamen), das nicht mehr nur als reine “Produzentenfirma” wie Spielbergs Amblin Entertainment gedacht war, sondern einer neues “Major-Studio” in Hollywood werden sollte. Mit den ersten drei Filmen, die es 1997 herausbrachte, war dann auch klar, wen man sich als Ziel(scheibe) gesetzt hatte: “Project Peacemaker” war ein Actionthriller im Stil der erfolgreichen Bruckheimer-Blockbuster, wie “The Rock – Fels der Entscheidung”, die Disney unter seinen Erwachsenen-Labels “Touchstone” oder “Hollywood Pictures” herausgab. Das von Spielberg selbst inszenierte Historiendrama “Amistad” sollte den Markt der Edelschinken und Kritikerlieblinge bedienen, für den sich Disney seinerseits Miramax Films “gemietet” hatte und die Komödie “Mäusejagd” lief in direkter Konkurrenz zu den vielen Familienfilmen Disneys, wie “Flubber” oder “Mr. Magoo”. Noch deutlicher wurde es im Animationssektor, wo DreamWorks sich mit Pacific Data Images extra ein eigenes Animationsstudio dazugekauft hatte, dem es unter bis heute unklaren Umständen gelang, den 3D-animierten Ameisenfilm “Antz” noch vor dem bereits in Produktion befindlichem Disney/Pixar-Ameisenfilm “Das grosse Krabbeln” herauszubringen.

Der erste große Erfolg von “DreamWorks Animation” war dann “Shrek – Der tollkühne Held”, mit dem sie, nach weiteren Versuchen Disneys Erfolgsformel zu kopieren (z.B. “Der Prinz von Ägypten”), nicht nur ihren eigenen Stil fanden, sondern dieser Stil in Gestalt einer albernen Märchenparodie gerade darin bestand “nicht Disney” zu sein. Im Live-Action-Sektor konnte ohnehin jeder neue von Spielberg herausgebrachte Film mit genügend Aufmerksamkeit rechnen und auch die anderen Filme wurden zu großen Erfolgen und räumten regelmäßig bei den Oscar-Verleihungen ab. Es gelang sogar den Filmkomponisten Hans Zimmer und seine Talentschmiede “Remote Control” an das Studio zu binden, sodass alle Filme, egal ob animiert oder nicht, mit Scores der größten Namen in Hollywood versehen wurden (darunter Klaus Badelt, Harry Gregson-Williams und John Powell).

Mitte der 00er-Jahre geriet das Studio jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, mit den Folgen, dass zum einen die Animationssparte abgespalten wurde und zum anderen das nunmehr reine Live-Action-Studio vom Branchengiganten Viacom aufgekauft wurde. Erstaunlicherweise erhielt das nunmehr unabhängige DreamWorks Animation die Rechte an dem Namen “DreamWorks” und lizensiert die Nutzung dieses Namens (bis heute) an das ehemalige Partnerstudio. So gab es nun zwei verschiedene Filmproduktionsgesellschaften mit dem gleichen Label.

Nur unter dieser Vorraussetzung ist verständlich, wie es dann dazu kam, dass Disney und sein vermeintlicher “Erzfeind” Jahre später gemeinsame Sache machten: Nachdem Viacom das Studio wieder verkaufte, versuchte man dort sich zunächst mit Geldern aus Indien über Wasser zu halten. Bald jedoch kam ein überraschender Deal mit dem Maus-Haus hinzu. Disney gab dem hinkenden Studio eine Finanzspritze und erhielt im Gegenzug die Vertriebsrechte an 30 neuen DreamWorks-Filmen. Leider erfüllten sich die Hoffnungen beider Seiten nicht, die ersten Produktionen wie “Ich bin Nummer Vier”, “Zeit zu leben” oder “Fright Night” wurden Kassenflops und selbst der prestige-trächtige Spielberg-Film “Gefährten” blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Unzufriedenheit auf beiden Seiten führte wohl dazu, dass schon nach sechs Filmen die Verträge geändert wurden und für die beiden nächsten Spielberg-Filme “Lincoln” und “Bridge of Spies – Der Unterhändler” 20th Century Fox als Co-Verleiher ins Boot geholt wurde (Der die Filme u.a. auch bei uns ins Kino brachte), während die kleineren Filme wie “Need for Speed” oder “Madame Mallory und der Duft von Curry” an mehrere nationale Verleiher verhökert wurden, wie z.B. in Deutschland an das Traditionsunternehmen Constantin Film.

Doch auch dies half nicht und so wurde nach nicht einmal der Hälfte der eigentlich vereinbarten 30 Filme die Notbremse gezogen. Ende 2015/Anfang 2016 formierte sich dann DreamWorks mit indischen Geldern und in direkter Zusammenarbeit mit Spielbergs Produzentenfirma Amblin Entertainment als “Amblin Partners” neu und wird nun ab Oktober neue Filme mit Spielbergs “alter Liebe” Universal Pictures als Vetriebspartner in die Kinos bringen. Passenderweise hat Universal auch gerade DreamWorks Animation aufgekauft, sodass die Filme der beiden DreamWorks-Studios zumindest vertriebstechnisch wieder unter einem Dach sind.

So endete die unerwartete Partnerschaft zweier einstiger Erz-Konkurrenten und lässt nun die Frage zurück, wie es mit den beiden weitergehen soll. Disney hat kürzlich mit “The finest hours” und demnächst mit “Queen of Katwe” endlich mal wieder zwei selbstproduzierte Filme im Programm, die abseits der großen Franchises oder lauen Familienkomödien auf den Markt gebracht wurden. Beide interessanterweise unter dem “Disney”-Label, was die Frage aufwirft, ob Touchstone Pictures nun endgülig beerdigt wird. Spielberg hingegen scheint hingegen aus seinem Fehler gelernt zu haben, sein “Imperium”, das u.a. auch zahlreiche Zeichentrickserien wie “Pinky und Brain” umfasst, auf verschiedene Studios aufzuteilen (letztere gehört etwa Warner Bros.) und wird sich künftig mehr auf seine Kernmarke “Amblin” konzentrieren. Vielleicht werden die Vertriebsrechte an den insgesamt 14 reinen DreamWorks-Filmen bald von ihnen zurück- oder zumindest von Disney verkauft. Da sich Disney aber in die Produktion eines Films miteinkaufte (mehr dazu hier), wird zumindest dieser eine als langfristiges Erbe der ungewöhnlichen Kooperation DreamWorks/Disney übrig bleiben. Der erste und einzige Disney-Film, bei dem Steven Spielberg Regie geführt hat: “BFG – Big friendly giant” (alias “Sophiechen und der Riese”).

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