Hallo Leute,
dank der guten Beziehungen unseres Webmasters hatte ich bereits vor zwei Wochen die Möglichkeit Disneys neusten Eintrag in seinen “Meisterwerke”-Kanon zu sehen: “Zootopia”. Oder wie er in Europa dämlicherweise heißt: “Zoomania”. So machte ich mich auf in unsere hessische Metropole “Mainhattan” und war entzückt darüber mir den Film in 3D und im Originalton ansehen zu können. Daher werdet ihr von mir auch nichts zur deutschen Synchro lesen.
Für alle die es noch nicht mitbekommen haben: Der Film erzählt die Geschichte von Judy Hopps, einer jungen enthusiastischen Häsin, die als erster “Nager-Cop” in der großen Stadt “Zootropolis” versucht Fuß und daneben auch noch einige Gangster zu fassen. Dabei trifft sie den opportunistischen Gelegenheitsgauner Nick Wilde, ein Fuchs, der den seiner Spezies zugeschriebenen Attributen alle Ehre macht.
Wie so oft, erzählt auch dieser Film mehrere Geschichten: Da ist zum einen das Land-Ei Judy, die aus einer beschaulichen Kaninchenfamilie stammt, in der schon seit Generationen alle Mitglieder (und davon gibt es ziemlich viele!) Gemüsehändler waren. Einerseits will sie sich ihren Eltern beweisen, andererseits muss sie in Zootropolis, einer übrigens prächtig gestalteten Stadt, in der Tiere aller Gattungen Platz finden, lernen, dass der urbane Wind etwas rauher weht als die beschaulichen Lüftchen in ihrem Hasendorf (Welch eine Sprachartistik :-D).
Abgesehen davon ist Judy das erste kleine Tier, das Polizistin wird und muss so ihren Kollegen und der Welt mühsam demonstrieren, dass man nicht groß und stark zu sein braucht, um ein guter Cop zu werden. Daneben führt sie ihre Arbeit dazu, widerwillig mit dem zwielichtigen Fuchs Nick zusammenzuarbeiten, der ein komplett anderes Weltbild hat als sie. Und schließlich gibt es natürlich auch noch einen Kriminalfall, der gelöst werden will.
Dem Film gelingt das Kunststück, alle diese vier Komponenten stimmig zu vereinigen, ohne an dem Anspruch zu scheitern, so Vieles gleichzeitig zu wollen. Möglich wird dies durch eine starke Ironisierung aller dieser Bestandteile; so wird denn auch wirklich kein Gag über die Tiere als solche, das Großstadt- und Dorfleben und das Kriminalgenre ausgelassen. Insbesondere wird das für Disneyfilme typische “Lebe-deine-Träume”-Muster angenehm überspitzt (man beachte übrigens auch einige gelungene Disneyinterne Referenzen!) ohne deswegen gebrochen zu werden.
Das Hauptthema des Films, was vielleicht einige überraschen wird, ist aber weder die Motivation zur Traumerfüllung, noch die Anfreundung zweier unterschiedlicher Charaktere und schon gar nicht die Aufklärung eines Verbrechens: Viel mehr geht es dem Film um das Aufzeigen und den Umgang mit Vorurteilen, die jeder von uns hat. So muss sich nicht nur Judy mit ihren ungleich gewaltigeren Kollegen herumschlagen, die sie nur für zum Knöllchenschreiben geeignet halten, sondern auch Nick gegenüber Judy als unverbesserlicher Tunichgut, sowie generell alle Raubtiere von ihren vegetarischen Verwandten des Rückfalls in ihre natürlichen Verhaltensweisen verdächtigt werden (was übrigens clever in die Kriminalhandlung gewebt wurde).
Leider scheitert der Film genau auf dieser Ebene, indem die gepredigte Botschaft der Toleranz und Verständigung gerade dadurch konterkariert wird, dass die am Ende ausgemachten Ganoven alle einer Spezies angehören. Ebenso ist während des ganzen Filmes nicht ein Paar zu sehen, dass aus verschiedenen Tierarten bestünde. Has’ mit Has’, Otter mit Otter und Spitzmaus mit Spitzmaus. Immerhin ist der Gepard im Film nicht sportlich und schnell, sondern verfressen und dick.
Die Animation speziell der tierischen Bewegungen ist bemerkenswert, auch wenn ich nach wie vor traurig darüber bin, dass der Film nicht wie ursprünglich geplant in der durch “Paperman” bekannten Hybridtechnik realisiert wurde, sondern in “Standard-3D-CGI”. Bei Judy merkt man, dass die Zeichner für deren Ausdrucksmöglichkeiten Bugs Bunny sehr genau studiert haben.
Der Film hat einige richtig starke Szenen, z.B. wenn sich Judy ihrer eigenen Vorurteile bewusst wird, einen nicht zu unterschätzenden Kriminalplot und jede Menge Gags, die zwar meistens vorhersehbar, aber wie ich an der ständig kreischenden Frau hinter mir zu urteilen vermag, dennoch nicht weniger witzig waren. Die ehrenwerte und klug gewählte Hauptaussage des Films, kommt jedoch nicht ganz ohne “Geschmäckle” aus.
So, und jetzt wünsche ich euch viel Vergnügen beim Schauen! Wenn ihr ihn gesehen habt schreibt doch mal, wie ihr in findet!
PS: Liebe Biologen, ja ich weiß, dass die Rede von Arten/Spezies/Gattungen der Realität nicht gerecht wird. Wenn ihr einen passenderen Begriff habt, übernehme ich ihn gerne.