Die Rettungstruppe ist zurück! Auf Disney+ startet mit CHIP UND CHAP – DIE RITTER DES RECHTS ein Mix aus Disney-Nostalgie, Hollywood-Satire und Kriminalkomödie. Regisseur Akiva Schaffer verrät uns, was er vermeiden, und was er erreichen wollte.
Als 1988 das Disney-Tochterlabel Touchstone Pictures die Film-noir-Hommage „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ veröffentlichte, brachten es und „Zurück in die Zukunft“-Regisseur Robert Zemeckis darin Realfilmelemente und Zeichentrickfiguren beeindruckender denn je zusammen. Die Ausnahmeproduktion vereinte außerdem brisanten Humor, schrillen Cartoon-Slapstick und eine echt spannende Kriminalhandlung – und Trickfiguren aus zahlreichen Konkurrenzstudios!
Unter anderem duellieren sich Donald Duck und Daffy Duck während einer Nachtclub-Pianonummer. Micky Maus und Bugs Bunny springen gemeinsam Fallschirm. Weiter tummeln sich im Film Universals Woody Woodpecker, MGMs bedröppelt dreinblickender Hund Droopy, Paramounts Betty Boop und viele, viele mehr. Die Filmpresse deklarierte bereits wenige Jahre später: „Sowas würde es heute nicht mehr geben!“ Zu groß wurden die Markengräben, die die Hollywood-Studios gezogen haben – und das noch bevor sie ihre eigenen Streamingdienste starteten und daher noch stärker voneinander abgrenzten.
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Die warnerlastigen Nostalgiebomben „Ready Player One“ und „Space Jam: A New Legacy“ sowie Disneys praktischerweise über längere Zeit auf dem Portal Oh My Disney! Halt machende Internet-Komödie „Chaos im Netz“ galten bei vielen Filmfans daraufhin als endgültiger Beweis: Einen „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“-Generalumschlag, der noch dazu die auftauchenden Figuren keinesfalls mit Samthandschuhen anpackt? „Das gibt’s nie wieder!“
Sie haben die Rechnung ohne die „Crazy Ex-Girlfriend“-Autoren Dan Gregor & Doug Mand sowie Akiva Schaffer gemacht, seines Zeichens Mitglied der Comedy-Musiktruppe The Lonely Island und Regisseur der Musikbiz-Satire „Popstar: Never Stop Never Stopping“. Sie verantworteten den Disney+-Film „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“, ein metafiktionales Sequel der gleichnamigen Kult-Zeichentrickserie.
Ganz in der Tradition diverser Folgen der Walt-Disney-Fernsehshows „Disneyland“, „Walt Disney Presents“ und „Walt Disney’s Wonderful World of Color“ behauptet dieser Film: Unsere geliebten Disney-Figuren sind „nur“ Schauspieler:innen. Chip und Chap sind im Film „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ konsequenterweise Freunde, die in den 1980er-Jahren die Serie „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ gedreht haben. Nun zeigt der Film, was seither aus ihnen geworden ist.
Und obwohl es heute unmöglich schien, wollte Regisseur Akiva Schaffer dabei ein wichtiges Element von „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ wiederholen, wie er uns im Interview verraten hat: Die Vielfalt an Figuren!
Lizenzspiel wie mit Roger Rabbit
„Ich wollte so viele Nicht-Disney-Dinge einbinden wie möglich“, plaudert Schaffer mit strahlendem Gesicht aus. Die Gründe lagen für ihn auf der Hand – einerseits die somit einhergehende Nähe zum von ihm geliebten „Falsches Spiel mit Roger Rabbit.“ Und andererseits auch die eigene Haltung: „Kaum hatte ich mit dem Projekt begonnen, war mir klar: Ich will keinen Werbespot für Disney+ drehen! Und es war gar nicht schwer, Disney von meiner Absicht zu überzeugen“, gesteht der selbst noch immer überrascht klingende Regisseur.
„Es stand ja außer Frage, dass wir sehr viel Disney in dem Film haben werden – und durch Disneys Übernahme von 20th Century Fox wurden selbst Welten wie ‘Die Simpsons’ und ‘Ice Age’ zu Quasi-Disney-Welten. Eine der Herausforderungen war eher, überhaupt auf Figuren zu kommen, die Disney nicht gehören“, lacht Schaffer.
Obwohl Disney seine Vision zügig absegnete, kam noch immer eine Mordsarbeit auf ihn und das Filmteam zu: „Es steckte sehr viel Mühe dahinter, die ganzen Nicht-Disney-Elemente einzubauen. Wir mussten schließlich mit den vielen Lizenzinhabern in Kontakt treten, sie von der Idee überzeugen und somit dazu bewegen, mitzumachen und von uns Lizenzgebühren zu verlangen, die sich in einem tragbaren Rahmen bewegen…“
Laut Schaffer war es teils ein Klacks, sich bei den Nicht-Disney-Verantwortlichen den Segen einzuholen, teils brauchte es harte Überzeugungsarbeit, „damit die Leute, je nachdem, begreifen, dass wir uns nicht über ihre Figuren lustig machen, oder damit sie den Spaß mitmachen, den wir uns erlauben.“ Die größte Herausforderung sei jedoch viel banaler gewesen: „Die größte Anstrengung war es, bei manchen der obskuren Figuren überhaupt herauszufinden, wer der Ansprechpartner ist. MC Skat Cat zum Beispiel! Ich wollte unbedingt, dass er dabei ist, weil er in meiner Kindheit eine der bekanntesten Trickfiguren war, die gemeinsam mit echten Menschen auftrat.“
Letztlich stellte sich heraus, dass MC Skat Cat seiner Tanzpartnerin Paula Abdul gehört, die laut Schaffer sehr kooperativ war und die Figur liebend gern freigegeben und sich auch selbst für einen Cameo zur Verfügung gestellt hat. „Aber was die Disney-Anwälte alles herausfinden und organisieren mussten – puh, ich bin ihnen zu großem Dank verpflichtet“, verrät Schaffer.
Zudem ist Schaffer einer Vielzahl an Animationscrews dankbar. Denn: „Wann immer es uns möglich war, haben wir dafür gesorgt, dass die Cameos von Leuten animiert wurden, die die Figuren auch in den Originalprojekten animiert haben. So wurden die ‘My Little Pony’-Figuren in unserem Film von dem Team animiert, das die ‘Freundschaft ist Magie’-Serie gemacht hat!“
Die Maus flog raus!
Trotzdem gab es Grenzen, die dem Team hinter „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ gesetzt waren: „Die Fab Five waren tabu! Wir hatten Ideen für Witze mit ihnen, aber die sind achtkantig raus geflogen.“ Aber so ein bisschen Rebellenstimmung gab es in Schaffers Team dann doch:
„Wir haben versucht, wenigstens an sie heran zu krebsen. Dieses Cartoon-Frankensteinmonster, das es schon im Trailer zu sehen gab? Das hat eine kurze, rote Hose an. Es ist nicht Mickys Hose. Aber sie sieht ihr ähnlich – das konnten wir uns nicht verkneifen“ schmunzelt der Regisseur.
Zum Ausgleich für das Fehlen der Fab Five gibt es im Film viel „Chip und Chap“-Merchandise zu sehen. Sehr viel. „Einer meiner Set-Dresser ist riesiger Fan von Chip und Chap, schon seit vielen Jahren. Die Garage voller Souvenirs, die im Film vorkommt? In der befinden sich hauptsächlich seine Sammelstücke, die er sich in aller Welt besorgt hat. Es war atemberaubend, das alles liebevoll ausgestellt zu sehen“, merkt Schaffer im Gespräch mit uns an.
Für Schaffer war der Film übrigens nicht nur Gelegenheit, seine eigene Nostalgie auszuleben, sondern auch Aufwärmmöglichkeit für seine Karrierezukunft. Da seine bisherigen Filme kaum digitale Effekte umfassen, stellte „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ für ihn eine riesige Herausforderung dar. Eine Herausforderung, die er sich bewusst ausgesucht hat:
„Ich wollte Erfahrung im modernen Filmemachen sammeln – und ich dachte mir: Wenn ich das alles schon lerne, dann am besten bei Disney“, so Schaffer. „Pre-Produktion, Drehzeit und Postproduktion waren bei ‘Chip und Chap’ etwa gleichermaßen lang und aufwendig – ganz anders als bei ‘Popstar: Never Stop Never Stopping’. Und genau danach habe ich gesucht. Ich wollte am eigenen Leib erlernen, wie die vielen, technisch komplexen Filme umgesetzt werden, die heute entstehen.“
Schaffers Crash-Kurs im Inszenieren moderner Popcornfilme war zugleich Gelegenheit, sich auf einer riesigen Spielwiese auszutoben: Mit seiner gewaltigen Ladung an winzigen Details im Bildhintergrund erlaubte „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ es Schaffer, „jede Menge Gags rein zu streuen, von denen kaum jemand weiß! Dinge, die ich aus eigenem Amüsement in den Film gepackt habe.“ Und wie er strahlend bekannt gibt, kann er es „nicht erwarten, zu sehen, wann die alle entdeckt werden.“
Einen solchen Insider haben wir bereits gefunden – sehr zu seiner Freude! Wenn Chip und Chap sich mit ihrem menschlichen Co-Star KiKi Layne besprechen, trinken sie in einer Szene aus winzig kleinen Glasflaschen. Das Trio zischt jedoch nicht irgendetwas, sondern Bier genau der fiktionalen Marke, an der sich die Hauptfigur der bittersüßen Dramödie „Palm Springs“ labt, an der Schaffer als Produzent beteiligt war.
„Wow, bislang hat das niemand bemerkt“, freut sich Schaffer, als wir ihn auf dieses Easter Egg ansprechen, das erst während der Postproduktion entstanden ist, wie er uns verrät. „KiKi trinkt aus einer echten Requisite – die Flaschen für Chip und Chap wurden dagegen selbstredend animiert. Und während der Postproduktion ist es mir aufgefallen: Ich kann mir ja jedes erdenkliche Etikett für diese Flaschen wünschen! Mir kam prompt ‘Palm Springs’ in den Sinn – aber: Dort gibt es ja nur Dosenbier! Also habe ich einen meiner Mit-Produzenten des Films anschreiben müssen“, so Schaffer.
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„Denn ich hatte gehofft, dass er noch die E-Mail hat, in der sich die Original-Illustration befindet, die wir genutzt haben, um das Design für die Requisiten-Dosenbiere auszudrucken. Und er hatte sie tatsächlich noch! Daraufhin habe ich das Original-Design an die CG-Crew von ‘Chip und Chap’ weitergeleitet, damit sie das Design nehmen und zu einem Flaschenetikett umgestalten konnte.“ Schaffer denkt sich in die innere Logik des Filmes hinein und freut sich: „Sieht wohl so aus, als würde die Brauerei jetzt auch Flaschenbier herstellen!“
Bleibt nur zu hoffen, dass der auf Alkohol nahezu allergisch reagierende Roger Rabbit nie bei Chip und Chap vorbeischaut und sich an dem „Palm Springs“-Bräu bedient, sonst könnte das arg chaotisch enden. Wie „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ hingegen endet? Das erfahrt ihr ab dem 20. Mai 2022 exklusiv auf Disney+!
Sidney ist seit er denken kann fasziniert von der Themenwelt Disney. Schon in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie, er ist davon überzeugt, dass Donald Duck die großartigste Schöpfung in der Geschichte der Fiktion ist, und jetzt tippselt der Freelancer-Filmkritiker auch noch hier herum. Aw, Phooey!
Ich freue mich so sehr auf den Film. Bin auch ein sehr großer Roger Rabbit – Fan. 🙂