Kommentar: Disneyland Abu Dhabi – Für alle, außer dich und mich

Dieser Artikel vertritt die persönliche Meinung der Autorin

Hätte man mich vor fünf Jahren gefragt, wofür Disney steht, hätte ich die technische und kreative Innovation genannt, welche sich nicht nur in Film- und Fernsehprojekten zeigte, sondern auch im großen Fortschritt der Themenparks und deren ständiger Entwicklung. Disney war immer einen Schritt weiter als die anderen. Und das galt auch vor allem in der Repräsentation von diversen und insbesondere auch queeren Menschen. Auch wenn sich diese schleichend einstellte und immer noch viel Raum für Kritik bot, hatte man doch das Gefühl: Es ändert sich etwas. Und Hoffnung, dass viele andere Firmen sich auch ein Beispiel daran nehmen.

Micky Maus zum Pride Month in Disneyland

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, als in einer „Meine Schwester Charlie“-Folge ein lesbisches Paar zu sehen war und ich meine Mutter aus einem anderen Zimmer rief, weil es so etwas Besonderes war. Ich habe mich über das Pärchen im Hintergrund bei „Findet Dorie“ gefreut und über alles Größere, was sich über die Jahre angesammelt hatte.

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Aber jetzt? Disney verkündete letzte Woche, dass sie zusammen mit der Miral Group, einem Unternehmen aus Abu Dhabi, welches sich auf Attraktionen vor Ort spezialisiert hat, den siebten Themenpark eröffnen: Disneyland Abu Dhabi.

Wenn ihr euch unsicher seid, in welchem Kontext das Ganze steht, kennt ihr sicher Abu Dhabi, das zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört, wie z. B. auch Dubai, von unzähligen Instagram-Posts irgendwelcher Influencer, die ihr halbes Leben vor Ort verbringen und euch den ganzen Glamour des Landes präsentieren.

Disneyland Abu Dhabi Konzeptbild

Was ist erlaubt, was verboten?

Was steckt hinter dem Glamour? „Homosexuelle Handlungen sind verboten. Sie werden bei Anzeige auch strafrechtlich geahndet. Transsexuelle Personen sollten insbesondere das Verbot des ‚Cross-dressing‘ beachten“, heißt es auf der Seite des Auswärtigen Amtes Deutschland. Heißt: Sobald ihr mit eurem gleichgeschlechtlichen Partner eine Reise ins neue Disneyland machen wolltet, könntet ihr theoretisch jederzeit verhaftet werden, für das kleinste Händchenhalten. Vielleicht seht ihr manchmal queere Influencer, die trotzdem stolz aus Dubai ihre Pizza posten. Touristen sind dort meist besser geschützt, vor allem wohlhabende und Personen mit Reichweite, da die Vereinigten Arabischen Emirate natürlich auf ihr Image achten wollen. Sie leben nämlich einzig und allein vom Tourismus. Aber dazu später mehr.

Während die VAE (Vereinigte Arabische Emirate) bei homosexuellen Handlungen noch ein Auge zudrücken, ist man als Trans-Person dem Gesetz klar ausgeliefert. Wenn die Kleidung nicht zu dem passt, was auf dem Ausweis steht, kann es schnell zur Verhaftung kommen und die Ausreise wird zunächst verweigert. Auch das Strafrecht vor Ort greift bei diesen Straftaten.

Und das sind nur die gesetzlichen Regelungen. In einem Land, in dem all dies verboten ist, darf man nicht vergessen, wie die Bürger des Landes auf das eigene Auftreten reagieren.

Ausreisesperren können auch dann verhängt werden, sollte man in einen Konflikt geraten, kritische (Online-)Bewertungen abgeben und natürlich, wenn man die Vereinigten Arabischen Emirate selbst kritisiert.

Zudem können auch außereheliche Schwangerschaften strafrechtlich verfolgt werden. Solltet ihr also schwanger und unverheiratet dort Urlaub machen wollen, kann dies ebenfalls zur Festnahme führen. (Sollte der Erzeuger auch dabei sein, gilt dies auch für den Partner.) Theoretisch wurde dieses Gesetz seit einigen Jahren nicht mehr bei Einreisenden umgesetzt, rein rechtlich gesehen könnte es aber dennoch passieren.

Auch Kritik an den Staaten, den Gründern oder in Deutschland als normal aufgefasste Religionsfragen können zu einer Inhaftierung führen.

Auf der Seite des Auswärtigen Amtes wird betont, dass es keine rechtliche Diskriminierung gegen Frauen gibt und das Land eine recht niedrige Kriminalitätsrate hat. Es wird aber auch erwähnt, dass knappere Kleidung zu „unerwünschter und unangenehmer Aufmerksamkeit führen“ kann. Zudem wird betont, dass Frauen und Mädchen, vor allem alleine, besonders aufpassen sollten.

Ihr könnt ja mal überlegen, wie viele Leute ihr kennt, die aufgrund dieser Kriterien nicht sicher wären, wenn sie eine Reise nach Abu Dhabi für das neue Disneyland machen würden. Ich wäre es nicht.

Aber warum ist Disneyland Abu Dhabi gerade so verwerflich?

Ja, andere Länder haben auch Dreck am Stecken. Auf jeden Fall kann man viele andere Länder kritisieren, aber wir reden hier von einem Unternehmen, das uns seit zehn Jahren erzählt, wie inklusiv es ist und wie wichtig ihm allgemeine Gleichberechtigung ist.

Diese Entscheidung wurde nicht getroffen, weil der Schrei nach einem Disneyland dort so riesig ist. Die Leute, die vor Ort wohnen, können sich den Flug in andere Länder problemlos leisten. Die andere Sparte der Menschen dort wird sich niemals einen Disneyland-Trip leisten können, auch nicht, wenn er um die Ecke ist. Zudem zeigen die Themenparks in der Nähe, von der gleichen Firma betrieben, wie niedrig die Nachfrage nach lokalen Themenparks ist. Wegen des heißen Wetters muss zudem das meiste in Hallen stattfinden, die klimatisiert sind. Eine Hitze, die selbst mit heißen Sommertage in Paris, Orlando oder Tokyo unvergleichbar ist.

Ankündigung des Parks

Diese Entscheidung wurde aus zwei Gründen seitens der Vereinigten Arabischen Emirate getroffen: Das teils negative Image der Emirate wird durch einen großen Player wie Disney aufgewertet und natürlich das Hauptargument: Touristen! Für Disney gibt es einen Grund: Geld.

Der Park selbst wird nicht einmal von Disney betrieben. Doch wird betont, dass eng an der Seite der Miral Group gearbeitet wird, um ein optimales Disney-Erlebnis zu bieten – ein Konzept, das ähnlich seit mehreren Jahrzehnten von der Oriental Land Company, welche Tokyo Disney Resort betreibt, umgesetzt wird. Am einfachsten erklärt: Der Unterschied zwischen dem Merch, das ihr in Disneyland und auf DisneyStore.de findet, und dem Disney-Merch bei Ketten oder im Supermarkt. Da hat Disney auch eine Lizenz verkauft. Sie schauen zwar drüber, dass nichts Imageschädigendes damit produziert wird und müssen es einmal absegnen, aber die Kommunikation mit dem Verbraucher liegt bei der fremden Firma.

Neben den Einnahmen durch die Lizenzgebühren wird sicherlich auch die Tatsache ein Argument für Disney gewesen sein, dass Miral für den Park und seine Entwicklung zahlt. Mit anderen Worten: Miral bezahlt Walt Disney Imagineering, einen neuen Park, neue Attraktionen und ggf. neue Technologien zu entwickeln, welche dann später vielleicht auch in anderen Parks kopiert werden können.

Man wählt mit seinem Geld

Und hier geht es nicht nur um die Touristen und die Einreise. Vor allem geht es darum, dass jeder Tourist das weitere Treiben dieses Staates unterstützt. Jeder Euro, der vor Ort ausgegeben wird, fließt in das Land zurück.

Disney stellte sich schon öfter gegen die Regeln des Landes, 2022 wurde „Lightyear“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten verboten, aufgrund der lesbischen Beziehung in dem Film. Da konnte man noch auf das Geld verzichten, aber jetzt?

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Den Ruf, den sich Disney mit viel Kritik hart erarbeitet hat, an dem sicher auch viele queere Mitarbeiter hingen, haben sie sich damit kaputt gemacht. Auch nach dem Aufschrei aus dem Internet sah sich Disney zu keinem Statement genötigt.

Leider zeigt diese Aktion von Disney eins: Die Firma, die einmal dafür stand, Kreativität, Innovation und eine gemeinsame Begeisterung zu schaffen, hat ihre Prioritäten umgestellt.

„To all who’ve come to this happy place, Welcome“ ist offiziell vorbei.

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